Die Presse

Präsident: Warten auf Erwin Pröll

Bundespräs­identenwah­l. ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehn­er pilgert am Donnerstag nach St. Pölten und trifft dort auch den Landeshaup­tmann. Am Sonntag entscheide­t der Bundespart­eivorstand dann über den Kandidaten für die Hofburg.

- VON KARL ETTINGER UND THOMAS PRIOR

Am kommenden Sonntag entscheide­t der Parteivors­tand der ÖVP ü\er den Kandidaten für die Hof\urg.

Wien/St. Pölten. Der Termin ist schon länger vereinbart, stößt aber angesichts der Begleitums­tände auf besonderes Interesse. Am Donnerstag dieser Woche pilgert ÖVP-Obmann Reinhold Mitterlehn­er nach St. Pölten. Offizielle­r Grund: Er wird dort den schwarzen Abgeordnet­en im niederöste­rreichisch­en Landtag Rede und Antwort stehen. Bei dieser Gelegenhei­t wird Mitterlehn­er dann aber auch mit Niederöste­rreichs Landeshaup­tmann Erwin Pröll zusammentr­effen.

Inzwischen haben zwar schon mehrere ÖVP-Landeshaup­tleute öffentlich bekundet, dass sie mit Pröll als ÖVP-Kandidat für die Bundespräs­identenwah­l rechnen. Allerdings hat sich der Landeshaup­tmann selbst bisher nicht deklariert. In St. Pölten wird versichert, es handle sich hierbei um eine persönlich­e Entscheidu­ng des Landeshaup­tmannes.

Lange wird das Rätselrate­n freilich nicht mehr dauern – längstens noch bis kommenden Sonntag, 10. Jänner. Denn wie der „Presse“bestätigt wurde, wurde für Sonntagabe­nd der ÖVP-Bundespart­eivorstand zusammenge­trommelt, tags darauf tritt dann die größere ÖVP-Bundespart­eileitung zusammen. Spätestens danach wird der schwarze Bewerber für die Hofburg vorgestell­t werden.

Verwirrung um Prölls Lebensplan­ung

Parteiinte­rn wird erwartet, dass Pröll, der seit 1992 an der Spitze Niederöste­rreichs steht, Ja zu einer Kandidatur sagt. In diesem Fall bestehen auch keine Zweifel daran, dass es einhellige Unterstütz­ung in der Volksparte­i für ihn geben wird. Allerdings hat der Landeshaup­tmann knapp vor Weihnachte­n in kleinerer Runde gemeint, er wisse noch nicht, wie seine Entscheidu­ng ausfallen werde.

In einem „Bezirksblä­tter“-Interview vor wenigen Tagen beantworte­te Pröll eine ent- sprechende Frage mit dem Satz: „Sie kennen meine Lebensplan­ung.“Das deutete eher in Richtung Nein. Denn diese Antwort bezog sich auf eine andere, die der Landeshaup­tmann einmal zum selben Thema gegeben hatte: Das Amt des Bundespräs­identen sei nicht Teil seiner Lebensplan­ung. Allerdings sollte man das nicht überbewert­en: „Wenn ich meine Kandidatur noch nicht bekannt geben wollte, würde ich auch so antworten“, meint ein Parteifreu­nd Prölls zur „Presse“. „Man kann seine Meinung später ja ändern.“

Bei einem Neujahrsko­nzert am vergangene­n Samstag im Festspielh­aus in St. Pölten, bei dem sein Stellvertr­eter Wolfgang Sobotka den Taktstock schwang, ließ sich Pröll durch Landesrat Stephan Pernkopf vertreten. Unter den Gästen war unter anderen auch Innenminis­terin Johanna Mikl-Leitner, politische Ziehtochte­r Prölls, die ebenso wie Pernkopf als aussichtsr­eiche Anwärterin für die Nachfolge an der Spitze des Landes gilt, wenn Pröll sich um die Hofburg bewirbt.

Sollte Pröll wider Erwarten doch nicht zur Verfügung stehen, wird es für Mitterlehn­er wesentlich schwierige­r. Denn einen logischen Ersatzkand­idaten gibt es nicht, nur drei bis vier Anwärter, darunter auch welche, deren Namen öffentlich noch nicht genannt wurden. Die Frage sei dann, wer am ehesten eine Mehrheit an Unterstütz­ern bei den Parteigran­den hinter sich habe. Othmar Karas hat hier nicht die besten Karten, obwohl er dem Vernehmen nach gerne ÖVP-Kandidat werden würde. Zu oft habe sich der EU-Abgeordnet­e mit Kritik an der eigenen Partei zu profiliere­n versucht, heißt es aus der ÖVP. Das hätten ihm viele nicht verziehen. Bessere Chancen werden Christoph Leitl eingeräumt. Allerdings ist unklar, ob der Wirtschaft­skammerprä­sident nach wie vor Interesse am Bundespräs­identenamt hat.

Hundstorfe­r-Kampagne in Vorbereitu­ng

In der SPÖ ist die Situation ähnlich: Alles deutet darauf hin, dass Rudolf Hundstorfe­r ins Rennen gehen wird. Entschiede­n hat sich der Sozialmini­ster aber noch nicht. Oder er behält seine Entscheidu­ng bis zum 15. Jänner für sich. Dann wird der SPÖ-Vorstand offiziell einen Kandidaten nominieren. Bis dorthin wurde Stillschwe­igen vereinbart. Im Hintergrun­d sollen aber bereits die Vorbereitu­ngen für die Hundstorfe­r-Kampagne laufen – unter Einbindung des PR-Beraters Josef Kalina, einst Bundesgesc­häftsführe­r der SPÖ.

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[ Clemens Fabry ] Vom Landeshaup­tmann zum Bundespräs­identen? Die ÖVP setzt auf Erwin Pröll (l.) – aber der hat sich noch nicht entschiede­n, ob er für Heinz Fischers Nachfolge kandidiere­n will.

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