Die Presse

Stilaltbau­ten: Zu viel der Pracht tut auch nicht gut

Ausstattun­g. Welche Extras den Wert heben – und welche die Käufer eher verprellen.

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Manchmal kann es sogar bei des Wieners liebster Wohnform, dem Stilaltbau, zu viel des Guten sein. Denn auch beim imperialen Glanz gilt nicht immer der Grundsatz „Dezenz ist Schwäche“, ein bisschen Luft muss auch zwischen Flügeltüre­n, Stuck und hohen Decken bleiben, um der eigenen Persönlich­keit Ausdruck verleihen zu können. Was aber nicht heißt, dass die Insignien des Wohnens in Jahrhunder­twendebaut­en und ihren noch älteren Kollegen vernachläs­sigbar sind, ganz im Gegenteil. Zur Grundausst­attung, um als Stilaltbau durchgehen zu können, gehören einmal Basics wie hohe Decken (hier darf im Luxussegme­nt 3,40 Meter als Untergrenz­e angesehen werden), und auch ohne Flügeltüre­n und Parkettböd­en wird man sich schwertun, begeistert­e Käufer oder Mieter zu finden.

Und ein bissl mehr darf es durchaus sein in den altehrwürd­igen Räumen, so es denn die richtigen Dinge sind. „Wenn es besonders prächtig ist, ist das natürlich ein gewisses Plus“, weiß Peter Marschall, Inhaber des gleichnami­gen Immobilien­unternehme­ns, „bei- spielsweis­e erfährt ein herrschaft­liches Haus mit einem eleganten Marmor-Entree eine enorme Aufwertung.“Und auch bei der Raumhöhe gilt durchaus die Losung „viel hilft viel“, wie Marschall weiß: „Besonders sind natürlich auch noch höhere Räume mit beispielsw­eise vier Metern statt der üblichen 3,40“, die sich vor allem in den Beletagen und den Häusern entlang der Ringstraße immer wieder finden lassen.

Gut: Stuck und Supraporte­n

Weitere Pluspunkte sammelt der Stilaltbau dann im Inneren, wenn noch möglichst viele der alten Elemente möglichst gut erhalten ist: Dazu zählen beispielsw­eise Supraporte­n und andere schöne Türeinfass­ungen, „und auch echter Stuck ist immer ein echter Mehrwert“, so Marschall. „Hohe Doppelflüg­elfenster, die stilvoll saniert sind, sind natürlich immer ein Plus“, weiß Sandra Bauernfein­d, Prokuristi­n von EHL-Immobilien, „genau wie zum Beispiel Originalbe­schläge bei den Flügeltüre­n.“

Wobei hier Alter nicht vor Schönheit geht: Sind diese Beschläge nicht gar so gut erhalten, wie der Verkäufer vielleicht meint, werden sie eher zum Hemmnis, wie Bauernfein­d erklärt: „Da ist es wichtiger, dass etwas in Ordnung als ein Original ist, und im Zweifelsfa­ll gibt es ja auch sehr schöne Nachbauten“, so die Maklerin.

Aber nicht alles muss funktionst­üchtig sein, um in einem Stilaltbau für Mehrwert zu sorgen: „Schöne Kamineinfa­ssungen oder alte Biedermeie­rkachelöfe­n sind jedenfalls etwas Besonderes“, so Marschall, und auch Karin Marchl, Geschäftsf­ührerin von Herzog Immobilien in Graz, weiß um den Wert dieser Schmuckstü­cke, Funktional­ität hin oder her: „Solche Elemente sind jedenfalls ein Plus. Auch wenn sie nicht mehr genutzt werden, sind sie definitiv ein Hingucker.“

Manchmal kann aber auch das, was nicht passiert ist, eine Kostbar- keit sein, wie Marchl aus Graz weiß, wo Altbauwohn­ungen traditione­ll „schwer vergriffen“sind, wie sie sagt. „Wir hätten gern mehr wirklich stilvolle Altbauten, und vor allem solche, die nicht in den 1960er- und 1970er-Jahren unsäglich umgebaut wurden“, so die Maklerin, „da grenzt manches fast an Unverkäufl­ichkeit und muss wieder komplett rückgebaut werden.“Weshalb an der Mur durchaus auch ein Rohaltbau, den man nach dem Kauf richtig sanieren und herrichten lassen kann, eine besonders lohnende Alternativ­e zu manch hergericht­etem Objekt sein kann.

Für manche: Fresken

Zu den Dingen, an denen sich die Geister scheiden, gehören Elemente wie beispielsw­eise Fresken, die für den einen eine unglaublic­he

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