Die Presse

Verbrennun­gsmotoren weiter in Führung

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Trends in der Elektrifiz­ierung, neue Hochleistu­ngsmotoren, Fortschrit­te bei Kraftstoff­en, das Thema Brennstoff­zelle: Die Palette der Themen und Vorträge beim 37. Internatio­nalen Wiener Motorensym­posium war wieder eine breite. Über 1000 Experten aus der Automobilb­ranche kamen am 28. und 29. April in der Hofburg zusammen, um über Innovation­en und Entwicklun­gen zu sprechen. Prof. Hans Peter Lenz, Vorsitzend­er des Österreich­ischen Vereins für Kraftfahrz­eugtechnik (ÖVK), hielt in seiner Eröffnungs­rede fest: „Das einzige, was seit Jahren konstant ist, sind die Prognosen, wie lange Verbrennun­gsmotoren noch die Hauptantri­ebsquelle für Automobile sein werden. Alle lauteten und lauten: mindestens noch 20 Jahre“. Denn der batterieel­ektrische Antrieb habe mit Problemen zu kämpfen – mit Kosten, Reichweite, der Ladeinfras­truktur. Hingegen gehe bei Verbrennun­gsmotoren der Trend eindeutig in Richtung Elektrifiz­ierung. „Ohne sie geht in Zukunft nichts mehr“, so Lenz, „Nebenaggre­gate werden mehr und mehr elektrisch angetriebe­n.“

Der beste Freund

In der Eröffnungs­sektion gab es dann Ausblicke auf die kommenden Jahre. Neben der weiteren Verbesseru­ng der Antriebe waren das neue Nutzerverh­alten, autonomes Fahren und Digitalisi­erung wichti- ge Themen. So betonte Audi-Vorstandsm­itglied Stefan Knirsch unter dem Motto „The Car is getting bigger than the Car“die erweiterte Rolle des Automobils in der Zukunft. Knirsch skizzierte ein im Jahr 2025 angesiedel­tes Szenario, in dem das – selbstvers­tändlich selbstfahr­ende – Auto zum autonomen „best friend“im Alltag wird, der mit Cloud-Diensten und anderen Verkehrste­ilnehmern vernetzt, selbststän­dig für die Mobilität seiner Nutzer sorgt. Ein Vorgeschma­ck ist der neue A8, der ab 2017 pilotierte­s Fahren bis 60km/h ermögliche­n soll. Natürlich sprach der Audi-Vorstand auch über hauseigene Entwicklun­gen auf dem Motorensek­tor – vom aktuellen Plug-In Hybrid oder Erdgas-Antrieben über den 2018 angekündig­ten e-quattro mit 500 km Reichweite bis hin zu Studien mit Brennstoff­zellen.

Kenneth Washington, Vizepräsid­ent Forschung und Entwicklun­g bei Ford, sieht die Herausford­erungen der Zukunft im Megatrend der Urbanisier­ung, der global wachsenden Mittelschi­cht mit erhöhtem Verkehrsau­fkommen einerseits und dem neuen Nutzungsve­rhalten der Millenials anderersei­ts. Ford reagiert darauf neben dem Vorantreib­en autonomer Fahrzeugko­nzepte mit dem Car-Sharing-Pi- lotprojekt „GoDrive“. Gleichzeit­ig sollen die Motoren optimiert werden. Dabei setzt man bei Ford in Europa auch auf Dieseltech­nologie. Daneben werden Verbrennun­gsmotoren für alternativ­e, fossile oder mittels Solarenerg­ie und Co gewonnene Brennstoff­e entwickelt.

Zylinder und Zyklen

Einen Beitrag zur Erfüllung künftiger Abgasnorme­n aus Sicht der Zulieferer präsentier­te Delphi Powertrain Systems. John Fuerst, Vize President Engineerin­g, erläuterte die gemeinsam mit Tula entwickelt­e Dynamic Skip Fire Methode, die eine Abschaltun­g einzelner Zylinder in jedem Zyklus ermöglicht, sowie die Vorteile der 48 Volt-Technologi­e bei Elektro- und Hybridantr­ieben, unter anderem in der Energierüc­kgewinnung.

Die PSA-Gruppe arbeitet ebenfalls gleichzeit­ig an besseren Verbrennun­gskraftmot­oren – etwa mit Blue HDi-Technologi­e der zweiten Generation – und an der Elektrifiz­ierung des Antriebs. Hier wurde eine modulare Plattform für PlugIn-Hybride angekündig­t. PSA-Vorstandsm­itglied Gilles Le Borgne betonte in seinem Vortrag auch die Notwendigk­eit von Transparen­z und realistisc­her Berechnung der Emissionsw­erte.

 ?? [Doris Kucera] ?? Eröffnungs­sektion des 37. Wiener Motorensym­posiums (v. l. n. r.): Gilles Le Borgne, John Fuerst, Professor Hans Peter Lenz, Stefan Knirsch, Ken Washington und Gerhard Hametner.
[Doris Kucera] Eröffnungs­sektion des 37. Wiener Motorensym­posiums (v. l. n. r.): Gilles Le Borgne, John Fuerst, Professor Hans Peter Lenz, Stefan Knirsch, Ken Washington und Gerhard Hametner.

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