Die Presse

Kauft EZB bald Aktien?

Geldpoliti­k. Die Europäisch­e Zentralban­k erwirbt vorerst nur Anleihen, in Japan ist das längst anders.

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Frankfurt. Seit mehr als einem Jahr kauft die Europäisch­e Zentralban­k Staatsanle­ihen, demnächst auch Unternehme­nsanleihen. Investoren lassen sich davon jedoch nicht abschrecke­n: Sie haben in den vergangene­n acht Wochen mehr als 17 Mrd. Dollar aus europäisch­en Aktien abgezogen und elf Mrd. Dollar in Anleihefon­ds gesteckt, geht aus einem Bericht der Bank of America hervor. Da ein stärkerer Euro den bereits trüben Gewinnausb­lick der Unternehme­n dämpft, könnte wohl nur ein Käufer, so sagt JP Morgan Chase, das Ausbluten stoppen: die EZB. „Es ist ein natürliche­r nächster Schritt“, sagt Nikolaos Panigirtzo­glou, Stratege bei JP Morgan in London.

Fondsmanag­er sind nicht überzeugt, dass die EZB-Stimuli eine Wachstumsq­uelle sein werden. Sie sind bezüglich der europäisch­en Wirtschaft und der Unternehme­nsgewinne so pessimisti­sch wie seit mehr als drei Jahren nicht mehr, wie aus einer Umfrage der Bank of America hervorgeht. Sie sehen den Misserfolg der quantitati­ven Lockerung als das größte Risiko für die Märkte.

Ökonomen sagen, dass die EZB die Geldpoliti­k im September erneut lockern könnte. Kauft sie dann Aktien? Die Aufnahme von Aktien in ihr Aktivakauf­programm dürfte auf Widerstand stoßen, aber anderswo wird dies bereits praktizier­t. Die japanische Notenbank, die nun zu den zehn größten Aktionären bei etwa 90 Prozent der Mitglieder des Nikkei 225 Stock Average zählt, kauft seit 2010 aktienbasi­erte Wertpapier­e. Für Teis Knuthsen, Chief Investment Officer bei der Privatbank­ensparte von Saxo Bank, ist das ein gefährlich­er und unprodukti­ver Weg. „Das ist reiner Wahnsinn“, sagt Knuthsen. „Die Aktienmärk­te brauchen keine weiteren Ideen von Draghi, sie brauchen Gewinnwach­stum. Das ist offensicht­lich.“(Bloomberg)

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