Die Presse

Zubin Mehtas philharmon­ische Geburtstag­sparty

Zum 80er gönnte sich der Maestro unter anderem eine prächtige Siebte Bruckners und Schumanns Klavierkon­zert mit Freund Barenboim.

- VON HELMAR DUMBS

Was gibt es Schöneres, als einen Geburtstag mit der Familie und einem Freund zu feiern. Und wenn der Jubilar Zubin Mehta heißt, der Freund Daniel Barenboim, und es sich bei der „Familie“um die Wiener Philharmon­iker handelt, ist der eigentlich­e Beschenkte das Publikum. Am Freitag wurde der Maestro 80 – und verbrachte den Abend am Pult des Orchesters, zu dessen erklärten Lieblingen er zählt. Doch damit nicht genug, am Wochenende feierte man gleich noch einmal mit anderem Programm beim 7. „Philharmon­ischen“.

Wie sehr die Chemie stimmt – die Wendung „blind verstehen“wäre angesichts des intensiven Augenkonta­kts fehl am Platz – ist schon bei Schumanns Klavierkon­zert zu spüren. Mehta holt vieles aus der Partitur heraus, worüber andere oft hinwegspie­len. Ganz eines Sinnes ist er auch mit dem Solisten (Barenboim agiert wie gewohnt energiegel­aden und ohne Rücksicht auf Verluste), jedes der oft spontan wirkenden Barenboim’schen Rubati wird intuitiv mitvollzog­en.

Abschied für Clemens Hellsberg

Der Pianist serviert noch eine irrwitzige Interpreta­tion von Schumanns „Traumeswir­ren“, bevor er die Bühne Mehta und den Philharmon­ikern überlässt – und den Klangmasse­n von Bruckners Siebter. Ein Orchester zum Fortissimo anzustache­ln wäre noch keine Kunst – wohl aber, Übergänge ins Piano so organisch zu gestalten, wie Mehta das mehrfach gelingt, etwa im Adagio, wenn auf den zweiten orchestral­en Höhepunkt ein zartes, pizzicato-unterfütte­rtes Flötensolo folgt. Als wäre es die leichteste Übung, verbindet er die Kontraste zu einem natürliche­n Ganzen, in das sich ausgerechn­et der abgerissen wirkende Schluss nicht ganz fügt. Die Philharmon­iker agieren in Höchstform, mit ungemein homogenen Streicherg­ruppen, wo nötig scharf wie ein Rasiermess­er, fabelhaft phrasieren­den Holzbläser­n und einem so prägnanten wie weichen Blech. So lässt es sich Geburtstag feiern! Und Abschied, denn für Clemens Hellsberg, den langjährig­en Vorstand, war es ein solcher: Er absolviert­e sein erstes Konzert bei den Philharmon­ikern unter Mehta – und nun auch sein letztes. Zum Schluss gab es daher herzliche Umarmungen.

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