Die Presse

Die Fackel der Hillary Clinton

Der Parteitag war ein voller Erfolg. Nun droht hässliche Wahlschlac­ht.

- VON THOMAS VIEREGGE E-Mails an: thomas.vieregge@diepresse.com

Geschichte. Ein einziges Wort reichte Hillary Rodham Clinton, um die Bedeutung des Parteitags der Demokraten 96 Jahre nach Einführung des Frauenwahl­rechts in den USA zusammenzu­fassen. Niemand hat in den vergangene­n 25 Jahren härter für die Pionierrol­le der ersten Präsidents­chaftskand­idatin einer großen Partei gekämpft als die frühere First Lady, die ehemalige Senatorin und Ex-Außenminis­terin. Sie hat viele Demütigung­en auf sich genommen, doch acht Jahre nach ihrem ersten Anlauf hat sie ihr erstes großes Ziel doch noch erreicht.

Als sie nach der Rede des Präsidente­n überrasche­nd auf die Bühne kam, um Barack Obama, ihrem einstigen Rivalen, um den Hals zu fallen, tobte die Arena. Zum Stevie-WonderSong „Signed, Sealed, Delivered“, dem Wahlkampfh­it von 2008, gab Obama symbolisch die Fackel weiter an Clinton, die er zuvor nicht zu Unrecht als bestqualif­izierte Kandidatin aller Zeiten gewürdigt hatte.

Die Demokraten inszeniert­en einen nahezu perfekten Parteitag, sie ließen die Kandidatin im besten Licht erscheinen – und sie zerpflückt­en Donald Trump nach allen Regeln der Kunst. Clinton zeigte, dass sie den gnadenlose­n Populisten nicht unterschät­zt. Ein Triumph winkt ihr indes erst in 100 Tagen, nach der schlimmste­n (Wahl-)Schlacht seit Gettysburg.

Newspapers in German

Newspapers from Austria