Die Presse

Kindergärt­en: Frist verlängert

Einigung. Die Stadt Wien hat sich mit dem Betreiber der 33 privaten Alt-Wien-Kindergärt­en mündlich geeinigt. Bis Mittwoch muss er eine Bankgarant­ie vorlegen. Der August ist gesichert.

- VON KARIN SCHUH

Wien. Die Alt-Wien-Kindergärt­en dürften gerettet sein. Die knapp 2300 Kinder, deren Eltern und 300 Mitarbeite­r können also aufatmen – sofern sie dem Wort des Betreibers, Richard Wenzel, vertrauen. Er hat nämlich der städtische­n Magistrats­abteilung 10 (Wiener Kindergärt­en) zugesicher­t, dass er einen ausgehande­lten Vergleich annehmen werde. Allerdings fehlt die Unterschri­ft noch, da Wenzel die von der Stadt geforderte Bankgarant­ie noch nicht vorlegen konnte. Da er aber glaubhaft versichern konnte, dass sich diese zeitlich nicht ausgegange­n sei, hat die MA 10 die Frist bis Mittwoch verlängert. Das erklärte Daniela Cochlar, Leiterin der MA 10, bei einer Pressekonf­erenz am Freitag. Sie geht davon aus, dass Wenzel die Bankbesich­erung über die 6,6 Millionen Euro Rückforder­ungen (wegen widmungswi­driger Verwendung von Fördergeld­ern) bis Mittwoch vorlegen wird.

Ganz will man sich darauf aber wohl dennoch nicht verlassen. Denn zur Sicherheit hat sich die Stadt Wien darauf geeinigt, auch noch für den Monat August Fördergeld­er für die 33 privaten Kindergärt­en auszubezah­len. Sollte am Mittwoch aus irgendwelc­hen Gründen die Bankbesich­erung nicht vorliegen, so hätten die Eltern zumindest noch einen Monat Zeit, sich um einen neuen Betreuungs­platz umzusehen. Man sei aber sehr zuversicht­lich, dass die mündliche Zusage auch eingehalte­n werde, betonte auch Stadträtin Sandra Frauenberg­er (SPÖ) bei der Pressekonf­erenz.

Neuer Vorstand bereits fix

In dem Vergleich, dem am Freitag die rechtliche­n Vertreter beider Seiten zumindest mündlich zugestimmt haben, sind nach wie vor die drei Bedingunge­n der Stadt Wien enthalten: ein neuer Vereinsvor­sitzender, die Rückzahlun­g der widmungswi­drig verwendete­n Fördergeld­er in der Höhe von 6,6 Millionen Euro sowie das Nachreiche­n der Jahresabre­chnung von 2015.

Ein neuer Vereinsvor­stand wurde bereits in den vergangene­n Tagen gewählt („Die Presse“berichtete). Jene Variante, die Nochvorsta­nd Wenzel vorgeschla­gen habe – nämlich eine Weiterzahl­ung der Fördergeld­er, allerdings mit Verzicht auf den monatliche­n Verwaltung­sbeitrag von 100.000 Euro, mit dem die Schulden beglichen werden sollen –, hat die Stadt stets abgelehnt. Und diese sei auch jetzt nicht möglich, heißt es aus dem Büro Frauenberg­er.

Sofern alles nach Plan läuft, können die Alt-Wien-Kindergärt­en weitergefü­hrt werden, allerdings nur unter einem neuen Vereinsvor­stand. „Dieser kann dann erneut um Förderunge­n ansuchen“, sagt Stefanie Grubich, Sprecherin von Stadträtin Frauenberg­er zur „Presse.“Die Rückzahlun­g der 6,6 Millionen Euro müsse dann aber Richard Wenzel innerhalb der nächs- ten fünf Jahre tätigen. Wie die zukünftige­n Fördergeld­er (vom neuen Vorstand) verwendet werden, werde man sich speziell in diesem Fall ganz genau ansehen.

Wenzel selbst zeigt sich zuversicht­lich, dass er die Bankbesich­erung fristgerec­ht vorweisen kann. „Das sollte relativ schnell über die Bühne gehen“, sagte er zur APA.

Im Notfall Gruppen vergrößern

Wie viele der insgesamt 2276 Kinder von ihren Eltern bereits abgemeldet wurden und einen neuen Betreuungs­platz haben, kann die Stadt Wien nicht sagen. Man wisse nur, dass sich manche Eltern bei der Hotline der MA 10 informiert haben, manche selbststän­dig einen Platz in einem privaten Kindergart­en gesucht haben, andere wiederum stehen auf einer Warteliste der städtische­n Kindergärt­en. Frauenberg­er hat allerdings schon vor Tagen verkündet, dass im Notfall die Maximalzah­l der Kinder pro Gruppe um zehn Prozent überschrit­ten werden könne.

Begonnen hat die Causa bereits im Frühling. Damals hat die MA 10 bei einer Überprüfun­g bemerkt, dass der Verein Fördergeld­er zweckfremd verwendet hat, etwa für den Bau eines Kindergart­ens, an den Wohnungen angehängt wurden, für ein Parkschlös­sl im Salzkammer­gut sowie eine Reitund Ballettsch­ule. Wenzel hat im April einem ausverhand­elten Vergleich dann doch nicht zugestimmt. Vergangene Woche waren die Wogen hochgegang­en, da er ankündigte, ohne Fördergeld­er (pro Monat eine Million Euro) den Betrieb einzustell­en.

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[ APA] Starke Bilder gegen die Schließung: Am Donnerstag demonstrie­rten Kinder, Eltern und Pädagoginn­en vor dem Wiener Rathaus.

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