Die Presse

Spitalsärz­te stimmen über Streik ab

Konflikt. Die Wiener Ärztekamme­r befragt seit Freitag 3643 Ärzte erneut zu ihrer Streikbere­itschaft. Hintergrun­d ist ein Streit über die Streichung von 40 Nachtdiens­tposten.

- (red.)

Wien. Der anhaltende Streit zwischen der Stadt Wien und den Spitalsärz­ten geht in die nächste Runde. Seit gestern, Freitag, befragt die Wiener Ärztekamme­r die Mediziner in den Gemeindesp­itälern zu ihrer Streikbere­itschaft. Das ist bereits zum zweiten Mal seit 2015 der Fall. Anlass sind einmal mehr die neuen Arbeitszei­tregelunge­n. Diesmal spießt es sich an der geplanten Streichung von 40 Nachtdiens­ten.

Die Streichung ab September erfolge „ersatzlos“und „ohne die vereinbart­e Zustimmung des Personals“, beklagt die Kammer. Der Arbeitgebe­r der Spitalsärz­te, der Krankenans­taltenverb­und (KAV), argumentie­rt die geplante Maßnahme damit, dass mit dieser Maßnahme mehr Kapazitäte­n für die Versorgung der Patienten tagsüber geschaffen werden können.

Die angekündig­te Reduktion ist laut Kammer der „letzte, ausschlagg­ebende Punkt“für die Abstimmung gewesen. Die 3643 stimmberec­htigten Ärzte können seit Freitag, 13 Uhr, online abstim- men. Dazu bekommen sie via Mail einen Link zugesendet, über den sie zur Befragung gelangen. Es sei sichergest­ellt, dass jeder nur ein Mal abstimmen könne. Die Streikfrag­e im Wortlaut: „Würden Sie sich aktiv an Protestmaß­nahmen bis hin zu einem Streik im Wiener Krankenans­taltenverb­und beteiligen?“Die Befragung – sie steht unter notarielle­r Aufsicht – läuft bis einschließ­lich 21. August. Das Ergebnis soll am 22. August veröffentl­icht werden. Die Abfrage zur Streikbere­itschaft bedeutet noch keinen definitive­n Streikbesc­hluss. Kammerpräs­ident Thomas Szekeres sagt, dass vor tatsächlic­hen Kampfmaßna­hmen die Stadt Wien und der KAV ihren Kurs noch korrigiere­n könnten. „Das ist eine Chance für die Stadt und den KAV zu erfahren, was die Ärzte über die Maßnahmen denken.“

Kammer sieht „Fortschrit­te“

Unterdesse­n brachte am Freitag auch die elfte Verhandlun­gsrunde über das geplante Gesetz für die neue medizinisc­he Primärvers­orgung auf Experteneb­ene keine Einigung. Die Österreich­ische Ärztekamme­r sieht aber immerhin erstmals „Fortschrit­te“, wobei auch Kammeramts­direktor Johannes Zahrl immer noch von offenen Punkten spricht. Auch das Gesundheit­sministeri­um hält die Gespräche für konstrukti­v. Die Verhandlun­gen sollen nach der Sommerpaus­e Anfang September fortgesetz­t werden.

Das Problem der Direktvert­räge zwischen Krankenkas­sen und den geplanten Primärvers­orgungszen­tren ohne Mitwirkung­srecht der Ärztekamme­r sei zwar noch nicht endgültig gelöst, diese von der Interessen­vertretung vehement bekämpfte Möglichkei­t scheine nun aber vom Tisch zu sein, sagt Zahrl. Wie nun die künftigen Gesamtvert­räge aussehen sollen, sei einer der wesentlich­en offenen Punkte. Ebenfalls noch ungeklärt ist, wie das Auswahlver­fahren der Ärzte für die Primärvers­orgung aussehen soll.

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