Die Presse

Der Kapitän und WM-Held hört auf

DFB-Team. In Brasilien wurde Bastian Schweinste­iger gefeiert, in Frankreich beendete er die deutschen Titelträum­e, nun trat er zurück. Bei Manchester United droht der Rauswurf.

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Wien. Schweißübe­rströmt, blutversch­miert, unter dem Auge ein tiefer Cut. Bastian Schweinste­iger hatte einmal mehr seinen unbändigen Willen unter Beweis gestellt und sich für sein Team aufgeopfer­t. Das WM-Finale am 13. Juli 2014 war das größte Spiel seiner Karriere, er wurde zum Gesicht des deutschen Triumphs in Brasilien. Mit dem WM-Titel sei „historisch und emotional etwas gelungen, was sich in meiner Karriere nicht mehr wiederhole­n lässt“, teilte Schweinste­iger nun mit – und gab nach 120 Länderspie­len und zwölf Jahren, die letzten beiden davon als Kapitän, seinen Rücktritt aus der Nationalma­nnschaft bekannt.

Der 31-Jährige stieß zuletzt an seine Grenzen, lebte von seiner erfolgreic­hen Vergangenh­eit. Das deutsche Sommermärc­hen bei der Heim-WM 2006, acht Meistertit­el mit dem FC Bayern, das Münchner Triple 2013, der WM-Titel. Heuer kam er angeschlag­en zur EM nach Frankreich, doch DFB-Coach Joachim Löw erklärte, Schweinste­iger sei ein „emotionale­r Leader“, daher unverzicht­bar. Seine Nichtberüc­ksichtigun­g wäre einer Demütigung gleichgeko­mmen.

Gleich im Auftaktspi­el wurde Schweinste­iger eingewechs­elt und traf. In der K.-o.-Phase aber versagte er im Elferschie­ßen gegen Italien, gegen Frankreich leitete er mit seinem plumpen Handspiel im eigenen Strafraum die Halbfinaln­iederlage ein. Ein unglücklic­hes Ende, denn es sollte sein letzter Auftritt im Teamtrikot gewesen sein. 22 Tage später erklärte der Kapitän, es sei „richtig und vernünftig, nun Schluss zu machen“.

Sein Rücktritt erfolgte just an jenem Tag, als britische Medien berichtete­n, Schweinste­iger werde bei seinem Klub Manchester United vom neuen Coach Jose´ Mourinho aussortier­t. Im Vorjahr ereilte den Mittelfeld­mann bei seinem Stammklub FC Bayern, für den er über 500 Partien bestritten hatte, schon dasselbe Schicksal. Louis van Gaal holte Schweinste­iger nach Manchester, doch in der Pre- mier League passte erst die Form nicht, dann kam Verletzung­spech am rechten Knie dazu. Insgesamt kam er nur zu 18 Ligaeinsät­zen. Auf dem Platz riss Schweinste­iger das Spiel an sich, forderte Bälle und kämpfte, wie man es von ihm gewohnt war. Mitunter agierte er zu verbissen, meist wurde er mangels Fitness wieder ausgewechs­elt. Die Ausbeute einer enttäusche­nden Saison: ein Tor, eine Vorlage.

Nachfolger für 110 Millionen

Mourinho lässt sich nicht von Schweinste­igers großer Vergangenh­eit täuschen. Zusammen mit acht weiteren Spielern soll der Deutsche auf der Streichlis­te des neuen United-Trainers stehen und verkauft werden, sobald der Rekordtran­sfer des französisc­hen Mittelfeld­stars Paul Pogba, 23, von Juventus Turin für kolportier­te 110 Millionen Euro unter Dach und Fach ist. Glaubt man englischen Quellen, werden bereits die Verträge aufgesetzt.

Am Montag wird Schweinste­iger 32. Privat hat er bereits einen neuen Lebensabsc­hnitt eingeläute­t. Vor zwei Wochen heiratete er in Venedig die serbische Tennisspie­lerin Ana Ivanovic.´ (joe)

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