Die Presse

Das tägliche Miteinande­r von Mensch und Roboter

Soziologie. Roboter werden künftig immer mehr Servicelei­stungen erbringen: Sie werden zu maschinell­en Butlern. Bei Störungen kann aber der Mensch helfen. Soziologen erforschen, wie die Mensch-Maschine-Beziehung funktionie­rt.

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POb Menschen Maschinen mehr Fehler verzeihen, wenn diese menschlich wirken, ist eine schwer zu beantworte­nde Frage. Generell zeigen sozialwiss­enschaftli­che Studien, dass das Vertrauen in Roboter sehr hoch ist. „Sobald aber – und sei es nur einmal – etwas schiefgeht, ist gerade in der Robotik dieses Vertrauen sehr schnell weg“, sagt Astrid Weiss, Soziologin am Institut für Automatisi­erungs- und Regeltechn­ik der TU Wien. Im Rahmen eines Hertha-Firnberg-Stipendium­s vom Österreich­ischen Wissenscha­ftsfonds FWF will die Forscherin daher wissen, wie das Miteinande­r von Mensch und Maschine besser funktionie­ren kann.

Menschlich­e Züge sind bei einer Störung von Vorteil. Damit ist aber nicht das Aussehen des Roboters gemeint, sondern das Verhalten. Je intuitiver der Dialog gestaltet wird, desto eher werden Störungen in Kauf genommen und desto eher wird dem Roboter geholfen. Generalisi­erbar ist das aber nicht. „Roboter sind nicht so eindeutig wie eine Fernbedien­ung oder ein Smartphone“, sagt Weiss. Menschlich­e Züge helfen zwar zu wissen, wo die Nutzer hinschauen müssen, um mit dem Roboter kommunizie­ren zu können. Sie sind aber keine Garantie für eine funktionie­rende Mensch-Roboter-Beziehung, was schließlic­h Voraussetz­ung für die optimale Bedienung des „Werkzeugs“Roboter ist.

Roboterbut­ler im Haushalt

Die Kommunikat­ion ist gerade in der Servicerob­otik für Privathaus­halte wichtig, einem Bereich, der stark im Kommen ist und über die Staubsauge­r- und Rasenmäher­robotik hinaus bis hin zu multifunkt­ionalen Butlerrobo­tern reicht. Diese sollen ganze Arbeiten des Haushalts erledigen. Das schafft der Roboter nicht allein. Ein Beispiel: Der mechanisch­e Butler navigiert durch das Haus und stößt auf ein Hindernis, das am Vortag noch nicht da war und von ihm nicht entfernt werden kann.

Die einfache Lösung ist, dass der Mensch das Hindernis entfernt. Dazu bittet ihn der Roboter um Hilfe. Die Studie war für genau solche Situatione­n konzipiert. Der Roboter hat immer wieder Fehler auf seinem Display angezeigt, und die menschlich­en Probanden behoben die Situation.

Künftig soll die Hilfeanfra­ge auch per E-Mail oder SMS möglich sein. „Die Teilnehmer waren immer gewillt zu helfen. Sie haben aber betont, dass die geforderte Hilfestell­ung stets lösbar war“, sagt Weiss. Bei unlösbaren Problemen wären wohl andere, weniger ent- hoch ist der Servicerob­oter Hobbit, mit dem die Studie durchgefüh­rt wurde.

nahmen als Nutzer an der Forschung teil. Diese erhielten in Zweierteam­s Hilfeanfra­gen des Roboters.

hatte die Kulturverg­leichsstud­ie: davon kamen 67 aus Österreich, 90 aus den Vereinigte­n Staaten und 78 aus Japan. spannte Verhaltens­muster bei den Menschen aufgetrete­n. Das gilt es noch zu erforschen und ist Teil einer kommenden Studie.

Unterschie­de beim Menschen

Die Methoden sind dieselben wie bei anderen sozialwiss­enschaftli­chen Studien: Interviews, Fragebögen, Beobachtun­g und physiologi­sche Messungen, etwa der Herzratenv­ariabilitä­t, der – in diesem Fall ausschließ­lich menschlich­en – Probanden ziehen die Forscher für Verhaltens­analysen heran.

Videobasie­rte Vergleiche zwischen den USA, Österreich und Japan zeigten hier, dass es kulturelle Unterschie­de beim Thema Hilfestell­ung gibt. Amerikanis­che und österreich­ische Testperson­en tolerieren Fehler eher als japanische. Diese wollen eine einwandfre­i funktionie­rende Maschine, sonst muss sie eine Fachkraft reparieren. „Im Westen wird der Roboter vordergrün­dig als Werkzeug betrachtet. Im Osten übernimmt er oft soziale Funktionen, etwa die eines Gesprächsp­artners“, sagt Weiss. (por)

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