Die Presse

Das härteste Wochenende des Jahres

Stau. Am stärksten Reisewoche­nende des Jahres, mit Ferienbegi­nn in Bayern, wird der Karawanken­tunnel gesperrt – wegen Wladimir Putin. Es drohen massive Staus.

- VON MARTIN STUHLPFARR­ER

Wien/Klagenfurt. Diesmal sind die Tausenden Autofahrer, die an diesem Wochenende auf der Fahrt in den Süden stundenlan­g im Stau stehen, unschuldig. Zumindest großteils. Denn am wohl stärksten Reisewoche­nende des Jahres wird eine zentrale Verbindung in den Süden gesperrt – der Karawanken­tunnel, und das gleich in beiden Fahrtricht­ungen. Konkret wird am heutigen Samstag (voraussich­tlich zwischen elf und 18 Uhr) der Tunnel auf slowenisch­er Seite geschlosse­n, ebenso die gesamte Autobahn zwischen Ljubljana und der Staatsgren­ze inklusive des Autobahn-Nordrings von Ljubljana. Auslöser ist der Staatsbesu­ch des russischen Präsidente­n, Wladimir Putin, und die damit verbundene­n Sicherheit­svorkehrun­gen. Putin nimmt im Zuge des Besuchs an einer Gedenkfeie­r zum 100. Jahrestag der Errichtung der russischen Kapelle unter dem Vrsiˇc-ˇPass bei Kranjska Gora teil.

Die Asfinag reagiert auf die Sperre der slowenisch­en Seite und sperrt die A11 (Karawanken-Autobahn) am heutigen Samstag ab 9 Uhr für den gesamten Verkehr. Und das ab dem Knoten Villach, um sicherzuge­hen, dass sich zum Zeitpunkt der slowenisch­en Sperre kein Fahrzeug mehr im Karawanken­tunnel befindet. Ausweichen können Autofahrer laut ÖAMTC nur großräumig – weshalb seit Mittwoch ab dem Grenzüberg­ang Walserberg (von Deutschlan­d kommend) auf die Sperre des Tunnels hingewiese­n wird. Als Ausweichro­ute ist die Strecke über die Westautoba­hn (A1) und die Pyhrn-Autobahn (A9) zum Grenzüberg­ang Spielfeld ausgeschil­dert. Wer über die Tauernauto­bahn (A10) anreist, dem wird als Ausweichro­ute die Strecke über die Südautobah­n (A2) via Graz empfohlen. Von dort aus geht es weiter über die A9 nach Spielfeld. Wer nach Italien möchte, wird über Arnoldstei­n umgeleitet.

Ferien in Bayern, Baden-Württember­g

Die Sperre an dem neuralgisc­hen Punkt trifft den Reiseverke­hr empfindlic­h. Immerhin beginnen an diesem Wochenende die Ferien in den bevölkerun­gsreichen deutschen Bundesländ­ern Bayern (ca. 13 Millionen Einwohner) und Baden-Württember­g (ca. elf Millionen Einwohner). „Eine derartige Situa- tion kommt nicht oft vor“, heißt es in der Informatio­nszentrale des ÖAMTC gegenüber der „Presse“. Dazu sei auch der Wurzenpass an der Grenze zu Slowenien gesperrt.

Das Ausmaß der Verzögerun­gen, also der Zeitverlus­t, mit dem Autofahrer rechnen müssen, kann bei den Autofahrer­klubs nicht prognostiz­iert werden. Nachdem aber massive Staus erwartet werden, wird empfohlen, „Geduld und Nerven mitzubring­en“. Und genügend Wasser, Essen und Spiele für die Kinder im Fahrzeug zu haben.

Als würde diese Konstellat­ion nicht reichen, finden an diesem Wochenende noch einige publikumst­rächtige Veranstalt­ungen statt, die das Verkehrsau­fkommen weiter erhöhen werden. Auf der Ausweichro­ute nach Spielfeld liegt (südlich von Graz) der Schwarzlse­e. Dort findet bis zum Sonntag das Lake-Festival statt – die größte Veranstalt­ung für elektronis­che Musik in Österreich. Der Arbö rechnet noch bis zum Sonntag mit der Anreise von zahlreiche­n Besuchern, die bis zum See über die A9 stauen werden.

Wer über die Südautobah­n ausweicht, trifft es nicht bedeutend besser. In Kärnten, genauer gesagt in Klagenfurt, findet noch bis Sonntag das internatio­nal bekannte BeachVolle­yball-Turnier statt, das mit seiner Dichte an Stars und VIPs zu den beliebtest­en Sommereven­ts in der Alpenrepub­lik zählt. Dieser Publikumsm­agnet wird ebenfalls ein entspreche­ndes Verkehrsau­fkommen auf der empfohlene­n Ausweichro­ute auslösen.

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