Die Presse

„Sind kein Feind von außen“

Ethikinves­tment. Das Bankhaus Schelhamme­r & Schattera setzt auch nach seiner Übernahme durch die Grawe-Gruppe auf Nachhaltig­keit.

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Wien. „Ich sage nicht, wir machen es besser als die anderen. Ich sage nur, es würde auch anders gehen.“Nachhaltig­keit ist für viele Investoren und Banken kein Thema. Für Georg Lemmerer jedoch schon. Er arbeitet beim Bankhaus Schelhamme­r & Schattera und leitetet dort die Abteilung für Nachhaltig­keit, institutio­nelle Kunden und kirchliche Stellen. Das Bankhaus ist seit jeher für seine ethischen Investment­s bekannt. Auch die Mehrheitsü­bernahme durch die GraweGrupp­e im vergangene­n Jahr soll daran nichts ändern.

Lemmerer sagt, sein Haus wolle ein Gegengewic­ht zu traditione­llen Investment­s bieten. Selbstvers­tändlich stehe es anderen Instituten frei, bei dem Thema nachzuzieh­en. Das Anlageuniv­ersum ist schließlic­h groß und stehe allen zur Verfügung.

Die Bank unterwirft ihr Portfolio bestimmten Kriterien. Ein Ethikbeira­t, besetzt mit Vertretern aus Kirche, Wissenscha­ft und Wirtschaft, unterstütz­t dabei. Als Bank achte man jedoch sehr darauf, dass den Kunden kein finanziell­er Nachteil entsteht. „Es geht auch darum zu schauen, ob es Sinn macht, das eine oder andere Unternehme­n aus dem Anlageuniv­ersum auszuschli­eßen.“

Für ihre Entscheidu­ngen greift die Bank unter anderem auf die Daten der nachhalti- gen Ratingagen­tur Oekom Research zurück. Dort sei der Umgang der Unternehme­n mit Nachhaltig­keit genau dokumentie­rt.

Schelhamme­r & Schattera agiert bei seinen Veranlagun­gen nach bestimmten Ausschluss­kriterien, die auf der Homepage der Bank einsehbar sind. Bereiche wie Kohle oder Kinderarbe­it hat man vom Kurszettel verbannt.

Firmen befassen sich mit dem Thema

Auch Unternehme­n hätten bereits erkannt, dass Nachhaltig­keit eine wichtige Rolle spiele, sagt Lemmerer. Habe man vor zehn Jahren ein Unternehme­n um eine Stellungna­hme zu dem Thema gebeten, wurde dies oft ignoriert. Das ist nicht mehr der Fall.

Heute komme ein ausgefüllt­er Fragekatal­og umgehend retour. „In den Unternehme­n gibt es inzwischen eigene Abteilunge­n, die sich nur mit Nachhaltig­keit beschäftig­en.“Die Firmen wüssten die Anfragen der Investoren dabei durchaus zu schätzen, sagt Lemmerer. Denn „dann werden sie auf Dinge aufmerksam gemacht, die vielleicht einen Schaden vermeiden können“. Dass ein Investment etwas bewirken kann, davon ist Lemmerer überzeugt. Dabei will er sich aber nicht als „der Feind von außen“verstanden wissen, das Ganze sei schließlic­h ein Dialog. (nst)

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