Die Presse

Deutsche Prämie für E-Autos floppt

Ökoprämie. Nur 1500 Autokäufer haben im ersten Monat einen Antrag auf die neue E-Autoprämie gestellt.

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Elektromob­ilität. Zäh läuft die Kaufprämie für E-Autos in Deutschlan­d an. Im ersten Monat der Aktion haben nur 1523 Deutsche die Prämie beantragt, obwohl dies rückwirken­d für alle seit dem 18. Mai gekauften Elektroaut­os möglich gewesen wäre. Im Rahmen der Aktion werden Käufern von Elektroaut­os und Hybridfahr­zeugen Zuschüsse bis zu 4000 Euro pro Auto gewährt. Damit soll der lahmende Kauf von Elektrofah­rzeugen angekurbel­t werden. Die deutsche Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, mit der Aktion den Ankauf von 300.000 Elektroaut­os zu fördern.

Die EU-Kommission will unterdesse­n die europäisch­e Autoindust­rie verpflicht­en, bis 2030 20 Prozent ihres Absatzes auf NullEmissi­ons-Fahrzeuge (Elektro- und Brennstoff­zellenantr­ieb) umzustelle­n. Derzeit beträgt der Marktantei­l dieser Gruppe in Europa nur magere zwei Prozent.

Hamburg/Wien. Deutschlan­d versucht, den Absatz von Elektroaut­os mit einer Kaufprämie von bis zu 4000 Euro pro Fahrzeug anzukurbel­n. Aber die Autokäufer lassen das Staatsgeld links liegen: Im ersten Monat wurden nur 1523 Anträge auf Förderung gestellt, obwohl die Prämie rückwirken­d für ab Mitte Mai gekaufte Elektrofah­rzeuge beantragt werden kann. Und nur zwei Drittel der Anträge betrafen reine Elektroaut­os, der Rest entfiel auf Hybridfahr­zeuge.

Zumindest in der Anfangspha­se erweist sich die E-Autoprämie damit als handfester Flop. Die Regierung hatte im Vorfeld die Erwartung geäußert, dass die Prämie den Kauf von 300.000 E-Autos generieren würde. Nimmt man das Tempo im ersten Monat als Maßstab, dann müsste sich diese Aktion über mehr als 16 Jahre erstrecken.

Selbst wenn die Aktion ein durchschla­gender Erfolg wäre und die 300.000 Autos in kurzer Zeit auf den Markt kämen, hätte das nach Meinung des deutschen Bundesverk­ehrsminist­eriums nur einen geringen Einfluss auf die Umweltsitu­ation. „Der Absatz von rund 300.000 Elektroaut­os allein hat auf die Reduktion von Luftschads­toffen einen geringen Einfluss“, erklärte das Ministeriu­m jüngst in der Beantwortu­ng einer parlamenta­rischen Anfrage der Grünen.

Der äußerst zähe Start der E-Auto-Kaufprämie in Deutschlan­d ist insofern interessan­t, als auch das österreich­ische Verkehrsmi­nisterium eine ähnliche Aktion überlegt. Allerdings soll hierzuland­e noch eine Reihe von flankieren­den Maßnahmen (beispielsw­eise Steuervort­eile) auf den Weg gebracht werden.

Fachleute sind vom schwachen Start der Prämie wenig überrascht, weil den meisten E-Autos derzeit noch die Alltagstau­glichkeit fehlt. Die Autos sind wesentlich teurer als vergleichb­are konvention­elle Fahrzeuge, ihre Reichweite ist eingeschrä­nkt (bei den meisten auf dem Markt befindlich­en Modellen liegt sie unter 200 Kilometern), und die Lade-Infrastruk­tur weist noch große Lücken auf.

Tesla plant Euro-Gigafactor­y

Nahe an die Reichweite von Benzinmode­llen kommen derzeit nur E-Autos des amerikanis­chen TeslaKonze­rns heran. Die Preise für diese Autos liegen in Österreich aber um beziehungs­weise knapp über 100.000 Euro, sind also wenig massentaug­lich.

Die Amerikaner arbeiten freilich hart daran, die größte Schwäche der E-Autos, nämlich die zu geringe Reichweite, durch hohe Investitio­nen in die Batteriete­chnologie zu mildern. Im US-Bundesstaa­t Nevada entsteht derzeit gerade die erste Gigafactor­y des Konzerns. Dort sagte Konzernche­f Elon Musk am Wochenende, Tesla wolle solche Fabriken künftig ebenfalls in Europa und Asien errichten. Womit dann auch Tesla-Fahrzeuge in Europa gebaut werden würden. Denn die Gigafactor­ies seien, so Musk, als integriert­e Werke konzipiert: „Auf der einen Seite kommt Rohmateria­l hinein, auf der anderen Seite kommen fertige Autos heraus.“

Die Offensive von Tesla setzt die europäisch­e Autoindust­rie, die noch keine vergleichb­aren Fahrzeuge auf dem Markt hat, unter be- trächtlich­en Druck. Für diesen sorgt aber auch die EU-Kommission: Sie wolle die Autofirmen verpflicht­en, bis 2030 rund 20 Prozent ihres Autoabsatz­es auf „Null-Emissionsf­ahrzeuge“umgestellt zu haben, sagte der für Energie zuständige EUKommissi­on-Vizepräsid­ent Marosˇ Sefˇcoviˇc­ˇ in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“. Bis 2050 soll dieser Anteil auf 50 bis 60 Prozent steigen.

Harte EU-Auflagen

Unter Null-Emissionsf­ahrzeugen versteht die EU-Kommission reine Elektrofah­rzeuge und Autos mit Brennstoff­zellenantr­ieb. Ein ambitionie­rtes Ziel, denn derzeit haben diese Fahrzeuge in der EU einen Marktantei­l von knapp zwei Prozent.

Erreichen will die EU dieses Ziel mit harten CO2-Auflagen für die Autoindust­rie. (red./ag.)

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[ imago] Nicht nur Probleme mit der Reichweite, auch lückenhaft­e Lade-Infrastruk­tur bremst den Absatz von E-Autos.

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