Die Presse

Noch einmal mit Gefühl

Champions League. Salzburg kämpft gegen Zagreb und die Schatten der Vergangenh­eit.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Red Bull Salzburg ist acht Mal an der Quali für die Champions League gescheiter­t. Jetzt soll es klappen.

Salzburg. Die Champions League ist das Nonplusult­ra im europäisch­en Klubfußbal­l. Die unverwechs­elbare Hymne sorgt für Gänsehaut bei Spielern und Fans, das Kräftemess­en der Besten elektrisie­rt die Massen. 32 Mannschaft­en ist es jede Saison gestattet, die große Bühne zu betreten, Vereine kleinerer Fußballnat­ionen schreiben damit regelmäßig Geschichte. Sie träumen von Toren, ausverkauf­ten Heimspiele­n und unvergessl­ichen Auftritten in Madrid oder Manchester.

Auch Red Bull Salzburg hat solche Träume. Nicht erst seit gestern, nein, das Ziel Königsklas­se wurde praktisch mit dem Einstieg des Getränkehe­rstellers im Jahr 2005 verfolgt. Wer wie Red Bull global agiert und funktionie­rt, dem ist Österreich relativ schnell zu klein und zu wenig. Die Champions League bietet dann doch eine weitaus attraktive­re Plattform als die Bundesliga. Achtmal hat der Klub bislang sein Glück versucht – und wurde ebenso oft unglücklic­h. Unvergesse­n bleibt das Scheitern 2012, als sich die Salzburger Millionärs­elf gegen luxemburgi­sche Halbprofis und Amateure aus Düdelingen blamierte. Auch die Erinnerung­en an die beiden letzten Anläufe gegen Malmö – in den Rückspiele­n in Schweden setzte es herbe 0:3-Niederlage­n – sind schmerzhaf­t.

Eine mentale Zerreißpro­be

Heute (20.45 Uhr, live in ORF eins) stellt sich Österreich­s Meister abermals der Herausford­erung, Gegner im Play-off ist Dinamo Zagreb. Das Hinspiel verlief durchaus verheißung­svoll, es endete 1:1, nachdem Valentino Lazaro die Gäste zunächst in Führung geschossen hatte. 17.000 Karten waren für das Rückspiel in der Red-Bull-Arena bis Dienstagmi­ttag verkauft, das Interesse mag mit der Sehnsucht nach dem erstmalige­n Erreichen der Champions-League-Gruppenpha­se also nicht ganz Schritt halten. Salzburg hat sich in der Qualifikat­ion zur Königsklas­se immer wieder neu erfunden. Unter Giovanni Trapattoni und Huub Stevens regierte der defensive Grundgedan­ke, Roger Schmidt und Adi Hütter waren Verfechter des Pressings und der offensiven Ausrichtun­g. Sie alle scheiterte­n.

Nun schickt sich mit O´scar Garc´ıa ein Spanier an, dem Salzburger Leiden ein Ende zu bereiten. Garc´ıa, 43, hat die Mannschaft zu Jahresbegi­nn übernommen und seitdem versucht, ihr „eine Siegerment­alität“einzuimpfe­n. Diese wird es gegen Zagreb genauso brauchen wie das Geschick, für 90 oder mehr Minuten Vergangene­s auszublend­en. Denn: Wer etwas, in diesem Fall die Champions League, mit so vielen Negativerl­ebnissen verbindet, der geht mental vorbelaste­t in ein solches Spiel. Andres Ulmer verteidigt seit 2009 für Salzburg, er scheiterte bereits sechs Mal. Vor dem Rückspiel spricht er von „Freude und Respekt, von einem „großen Spiel“. Ulmer wählt seine Worte mit Bedacht, zu oft wähnte sich der Klub schon in der Champions League. Er sagt: „Es hat halt immer das gewisse Etwas gefehlt. Mal schauen, ob wir es diesmal haben.“

Salzburgs Team hatte in den vergangene­n Jahren gewiss schon größere Qualität. Spieler wie Kevin Kampl, Sadio Mane´ oder auch Naby Keita sind Geschichte, umso bemerkensw­erter wäre es, ausgerechn­et diesmal die letzte und höchste Hürde zu meistern. Vielleicht aber ist ausgerechn­et die etwas gedämpfte Erwartungs­haltung Salzburgs Trumpf, ein möglicher Ausfall von Stürmer Jonatan Soriano (muskuläre Probleme) würde diesen Eindruck nur weiter verstärken. Garc´ıa bleibt ruhig: „Meine elf Spieler werden alles geben, um zu gewinnen.“

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