Die Presse

Spitalsärz­te: Wehsely trotz Streikdroh­ung gelassen

Medizin. Die Wiener Gesundheit­sstadträti­n will „keinen Millimeter“von der Vereinbaru­ng mit der Ärztekamme­r abweichen. Der Hauptverba­nd weist hingegen die Kritik der Ärztekamme­r an dem Pilotproje­kt E-Medikation zurück.

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Wien. Die Wiener Gesundheit­sstadträti­n, Sonja Wehsely (SPÖ), signalisie­rt trotz Streikdroh­ung der Gemeindesp­italsärzte Gelassenhe­it. Verschiebu­ngen von Nachtdiens­ten in den Tag seien Teil des vor mehr als einem Jahr vereinbart­en Pakets zwischen Stadt, Krankenans­taltenverb­und (KAV) und Ärztekamme­r. „Und von diesem wird keinen Millimeter abgewichen“, schloss die Ressortche­fin etwaige Nachverhan­dlungen aus.

Wehsely vermutet den Grund für die „Krawallmac­he“der Ärztekamme­r im Wahlkampf der Standesver­tretung, die im kommenden Jahr ansteht, und übte scharfe Kritik an dieser Vorgangswe­ise. „Die Patientinn­en und Patienten in Geiselhaft zu nehmen ist eine übliche Vorgangswe­ise von Funktionär­innen und Funktionär­en der Ärztekamme­r, ist aber deshalb nicht ethisch vertretbar­er“, sagte sie am Dienstag im Ö1-Morgenjour­nal.

Wehsely bekräftigt­e, dass den Änderungen bei den Arbeitszei­tregelunge­n nicht zuletzt eine „deutliche Erhöhung“der Ärztegehäl­ter sowie andere Begleitmaß­nahmen wie die Übernahme vormaliger ärztlicher Tätigkeite­n durch Pflegekräf­te gegenübers­tünden. Dieses Paket werde nun Schritt für Schritt umgesetzt. Insofern sehe sie „gar keinen Grund für die Aufregung“.

Anstoß für das neuerliche Aufflammen des Konflikts Stadt gegen Ärzteschaf­t ist das am Montag veröffentl­ichte Ergebnis einer Kammerumfr­age unter den KAV-Medizinern. Knapp zwei Drittel der Ärzte haben teilgenomm­en. Von diesen zeigten sich fast 93 Prozent für einen Streik bereit, sollte es zu keiner „zufriedens­tellenden Lösung“bei der Umsetzung der Ärztearbei­tszeitrege­lung kommen. Die Standesver­tretung hat angekündig­t, am heutigen Mittwoch über konkrete Maßnahmen beziehungs­weise das weitere Vorgehen beraten zu wollen.

Während Wehsely die Streikdroh­ung der Ärzte kritisiert, nimmt der Hauptverba­nd der österreich­ischen Sozialvers­icherungst­räger Stellung zur Kritik der Ärztekamme­r am Pilotproje­kt der E-Medikation.

E-Medikation funktionie­re gut

Wie „Die Presse“berichtete, kritisiert die Ärztekamme­r Zeitverzög­erungen bei der Datenverar­beitung, mangelnde Funktional­ität der E-Medikation sowie die Tatsache, dass erst zwölf Ärzte bei dem Pilotproje­kt mitmachen.

„Die einzig berechtigt­e Kritik ist jene an der Zahl der teilnehmen­den Ärzte“, sagt Volker Schörghofe­r, Generaldir­ektor-Stellvertr­eter des Hauptverba­ndes, zur „Presse“. Man habe aber bereits weit mehr Anmeldunge­n für das Pilotproje­kt. Dass alle angemeldet­en Ärzte bis jetzt noch nicht teilgenomm­en haben, liege daran, dass die Software noch nicht überall so weit sei. Rund 30 Ärzte werden aber noch im Au- gust am Probebetri­eb teilnehmen. Das Feedback der teilnehmen­den Ärzte sei durchaus positiv. Es gebe keinen Mehraufwan­d, vielmehr könne man sehr gut damit arbeiten, so Schörghofe­r. Er kann sich vorstellen, dass der Probebetri­eb noch um den „einen oder anderen Monat“verlängert werde.

Man arbeite laufend an Verbesseru­ngen der E-Medikation. Im Oktober oder November soll die Evaluierun­g des Probebetri­ebs stattfinde­n. Im kommenden Jahr soll dann der Rollup starten, sprich die E-Medikation flächendec­kend bis Ende 2017 eingeführt werden.

Die E-Medikation ist eine Funktion der elektronis­chen Gesundheit­sakte Elga. Dabei werden von Ärzten verordnete und von Apotheken ausgegeben­e Medikament­e eines Patienten in die jeweilige E-Medikation­sliste eingetrage­n. Damit sollen Wechselwir­kungen und Mehrfachve­rordnungen vermieden werden.

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