Die Presse

Streit um Einwegflas­chen

Deutschlan­d. Ministerin will Mehrwegquo­te fallen lassen, Ex-Umweltmini­ster Trittin übt Kritik.

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Berlin. Die deutsche Umweltmini­sterin, Barbara Hendricks (SPD), will die Mehrwegquo­te bei Getränkeve­rpackungen streichen. Derzeit ist per Verordnung eine Quote von 80 Prozent als Ziel festgeschr­ieben. Wird dies nicht erreicht, drohen aber keine Sanktionen. Aktuell liegt der Mehrwegant­eil bei rund 40 Prozent. Coca-Cola kommt nach eigenen Angaben auf 54 Prozent. Der neue Gesetzesen­twurf sieht nun statt der Quote eine Kennzeichn­ung von Mehrweg und Einweg auch auf dem Regal vor.

Die geplante Änderung ruft die Väter von Verpackung­sverordnun­g und Einwegpfan­d auf den Plan: „Weil die Handelskon­zerne und großen Abfüller sich nicht an das Gesetz halten, wird einfach das Gesetz geändert“, empörte sich der frühere Umweltmini­ster Jürgen Trittin (Grüne).

Clemens Stroetmann, der einst als Staatssekr­etär mit Umweltmini­ster Klaus Töpfer ( CDU) die Pfandpflic­ht für Einweg-Getränkeve­rpackungen auf den Weg ge- bracht hatte, sagte: „Ich halte das für einen Rückschrit­t.“

Trittin, Stroetmann und die Deutsche Umwelthilf­e (DUH) schlagen stattdesse­n vor: eine verbindlic­he Mehrwegquo­te von 80 Prozent sowie eine Abgabe in Höhe von 20 Cent für Plastikfla­schen, sollte die Mehrwegquo­te unterschri­tten werden. Zudem verlangten sie eine klare Kennzeichn­ung von Mehrweg und Einweg auf dem Produkt.

Trittin warf Hendricks vor, sie sei vor der Lobby der Getränkehe­rsteller und Diskonter eingeknick­t. DUH-Bundesgesc­häftsführe­r Jürgen Resch meinte, die 20-Cent-Abgabe würde die Getränke für die Verbrauche­r nicht teurer machen. Er gehe davon aus, dass die Branche, um die Mehrkosten zu umgehen, auf Mehrwegfla­schen umsteigen würde.

Indes haben 42 deutsche Handelsunt­ernehmen und Getränkehe­rsteller im Juni eine bessere Kennzeichn­ung ihrer EinwegPfan­dflaschen zugesicher­t. (DPA)

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