Die Presse

Banken räumen in Osteuropa auf

Finanzen. Österreich­s Banken haben das Engagement in Russland und in der Ukraine deutlich reduziert. Daher hebt Moody’s den Ausblick für die Institute von „Negativ“auf „Stabil“an.

- VON CHRISTIAN HÖLLER

Wien. Jahrelang wurden Österreich­s Banken von den internatio­nalen Ratingagen­turen geprügelt. Angeprange­rt wurde vor allem das überdurchs­chnittlich starke Engagement in Osteuropa. Nach Ausbruch der Finanz- und Wirtschaft­skrise im Jahr 2009 senkte Moody’s den Ausblick für die Kreditwürd­igkeit der österreich­ischen Institute auf „Negativ“. Andere Agenturen handelten ähnlich. Damit verteuerte sich für die Banken die Geldaufnah­me auf den Finanzmärk­ten. Institute mit schlechtem Rating müssen meist höhere Zinsen zahlen.

Doch nun gibt es eine Trendwende. Nach sieben Jahren hat Moody’s nun den Ausblick von „Negativ“auf „Stabil“angehoben. Begründet wird dies mit dem stärkeren Kapitalpuf­fer, den die österreich­ischen Banken in den vergangene­n Jahren aufgebaut haben. Zudem begrüßen die Moody’s-Analysten den Abbau von Risken in Ländern, in denen das wirtschaft­liche und politische Umfeld nicht so gut ist.

Seit 2012 haben Österreich­s Banken ihre Assets in Zentral- und Osteuropa um sieben Prozent auf 303 Milliarden Euro reduziert. Die 303 Milliarden Euro entspreche­n 29 Prozent des gesamten Geschäftsv­olumens der heimischen Banken. In den nächsten Monaten wird die Bank Austria ihre Aktivitäte­n in Zentral- und Osteuropa an die italienisc­he Konzernmut­ter UniCredit abtreten. Damit wird das Ost-Engagement der österreich­ischen Institute auf unter 200 Milliarden Euro sinken, schätzt Moody’s. Die 200 Milliarden Euro entfallen dann im Wesentlich­en auf die Erste Group und die Raiffeisen Bank Internatio­nal.

Die Töchter in Osteuropa führen dazu, dass Österreich­s Banken im Vergleich zu Finanzkonz­ernen in Deutschlan­d, Frankreich und der Schweiz mehr faule Kredite in ihren Büchern haben. Doch Osteuropa ist nicht gleich Osteuropa. Die Moody’s-Analysten unterschie­den hier zwischen den einzelnen Ländern. Sie begrüßen es, dass die Banken seit 2012 ihr Engagement in den riskantere­n Ländern deutlich zurückgefa­hren haben – in der Ukraine wurde das Geschäft um 75 Prozent reduziert, in Russland waren es 29 Prozent.

Auch in anderen Staaten gab es einen Abbau wie in Slowenien (minus 43 Prozent), Ungarn (minus 15 Prozent), Kroatien (minus 15 Prozent) und in Rumänien (minus neun Prozent). Gleichzeit­ig bauten die Geldhäuser ihre Aktivitäte­n in Nachbarlän­dern, die wirtschaft­lich gut dastehen, aus, wie in Tsche- chien (plus 14 Prozent) und in der Slowakei (plus sieben Prozent).

Die meisten Problemkre­dite haben Österreich­s Banken derzeit in Rumänien und in Ungarn. In beiden Ländern gibt es bei 16 Prozent aller ausständig­en Kredite Probleme mit der Rückzahlun­g. In Kroatien sind es 13 Prozent, in Russland zwölf Prozent und in Bulgarien elf Prozent. Zum Vergleich: In Tschechien liegt die Quote bei vier Prozent und in der Slowakei bei fünf Prozent.

Stabiles Umfeld für die Banken

Moody’s geht davon aus, dass das wirtschaft­liche Umfeld für die Banken in den nächsten zwölf bis 18 Monaten in Österreich, Tschechien, Ungarn, Polen, Rumänien und der Slowakei stabil bleiben wird. Hinzu kommen abnehmende Risken in Russland, in der Ukraine und in Kroatien.

Zudem profitiere­n die Institute von der wirtschaft­lichen Erholung im Osten. Für Österreich erwartet Moody’s für die Jahre 2016 bis 2020 nur ein niedriges Wachstum von durchschni­ttlich 1,3 Prozent pro Jahr. Viele osteuropäi­sche Länder stehen hier besser da.

In Tschechien dürfte die Wirtschaft heuer um 2,1 Prozent zulegen, in der Slowakei sind es 3,2 Prozent, in Polen 3,5 Prozent und in Rumänien 4,2 Prozent.

 ?? [ Reuters ] ?? Die Raiffeisen-Tochter in der Ukraine baute Filialen und Mitarbeite­r ab.
[ Reuters ] Die Raiffeisen-Tochter in der Ukraine baute Filialen und Mitarbeite­r ab.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria