Die Presse

CHRONOLOGI­E: DIPLOMATIS­CHE KRISEN

-

2005. Österreich gehört zu den skeptischs­ten Ländern, was den EU-Beitritt der Türkei betrifft. Vor Beginn der Verhandlun­gen 2005 legte sich Österreich quer und zog sich nachhaltig den Unmut Ankaras zu. Wien pochte – erfolgreic­h – auf die Aufnahmefä­higkeit der EU als Kriterium. Die damalige Außenminis­terin, Ursula Plassnik: „Ich habe 2005 durchgeset­zt, dass die Verhandlun­gen mit der Türkei ergebnisof­fen geführt werden.“Innenpolit­isch hatte sich Österreich schon davor festgelegt, ein Referendum über einen etwaigen Beitritt abzuhalten.

November 2010. Im Gespräch mit der „Presse“kritisiert der türkische Botschafte­r, Kadri Ecvet Tezcan, die österreich­ische Innen- und Integratio­nspolitik scharf. Der damalige Außenminis­ter, Michael Spindelegg­er, zitierte Tezcan ins Außenminis­terium und legte Protest bei seinem türkischen Amtskolleg­en, Ahmet Davutoglu,˘ ein.

Juni 2011. Ursula Plassnik bewirbt sich als Generalsek­retärin der Organisati­on für Sicherheit und Zusammenar­beit (OSZE), scheitert aber am Veto der Türkei. Das war die Retourkuts­che Ankaras für Plassniks harte Haltung 2005.

November 2011. Trotz der diplomatis­chen Verwicklun­gen blieb Tezcan noch Botschafte­r, wird aber ein Jahr nach dem „Presse“-Interview von der EUExpertin Ayse¸ Sezgin abgelöst. Sie hat den Posten knapp zwei Jahre inne.

November 2013. Mit Hasan Gögü˘s¸ nimmt der dritte türkische Botschafte­r innerhalb von fünf Jahren seine Tätigkeit auf.

April 2015. Alle Nationalra­tsparteien unterschre­iben eine Resolution und erkennen den Völkermord an den Armeniern im Osmanische­n Reich vor 100 Jahren als solchen an. Ankara beruft Botschafte­r Gögü˘s¸ für mehrere Monate ein.

Juli 2016. Nach dem gescheiter­ten Putsch in der Türkei und Pro-Erdogan-˘ Protesten in Wien werden die Töne zwischen der Türkei und Österreich rau. Nach Kritik an den Protesten wirft Präsident Erdogan˘ Wien vor, dass Türken nicht demonstrie­ren durften. Kanzler Kern weist den Vorwurf scharf zurück, Ankara bezeichnet Wien als Zentrum des Rassismus.

August 2016. Kern spricht sich für den Abbruch der EUBeitritt­sverhandlu­ngen mit der Türkei aus. Anschließe­nd wird Kern von Vertretern der AKP verbal angegriffe­n. Weitere Demonstrat­ionen von Erdogan-˘ Anhängern und Kurden sorgen für Verstimmun­gen.

August 2016. „Türkei erlaubt Sex mit Kindern unter 15 Jahren“, tickert die „Kronen Zeitung“am Flughafen Wien. Ankara zitiert den Geschäftst­räger der österreich­ischen Botschaft ein.

Newspapers in German

Newspapers from Austria