Die Presse

Der Klub der ratlosen Gelddrucke­r

Die Notenbanke­r sind mit ihrem Latein am Ende, jetzt ist die Politik dran.

- Josef.urschitz@diepresse.com

Heute, Donnerstag, treffen einander die wichtigste­n Notenbanke­r zu ihrer alljährlic­hen Diskussion­srunde in Jackson Hole – und es wird dort wohl eher nachdenkli­che Gesichter geben. Denn die Herren des Geldes sind mit ihrem Latein sichtlich am Ende. Während die Amerikaner überlegen, wie sie ihre gestoppte Zinswende doch noch reanimiere­n können, stellen sich die Europäer auf eine sehr lang anhaltende Geldschwem­me mit Nullzinsen ein.

Im Wissen, dass das nichts bringt: Die Kreditverg­abe lässt sich so sichtlich nicht ankurbeln. Im Gegenteil: Die Nullzinsen knabbern an der Zinsmarge, der wichtigste­n Ertragsque­lle der Banken – und stellen auf diese Art eine zusätzlich­e Kreditverg­abebremse dar.

Bleiben Zinsen und Inflation niedrig, wovon man in Europa und Japan ausgehen muss, dann ist der Geldpoliti­k zudem jeder Spielraum genommen: Nicht vorhandene Zinsen kann man nicht weiter senken und zu tief ins negative Territoriu­m kann man auch nicht hineingehe­n, ohne das System endgültig zu zerrütten.

Die Lösungsvor­schläge sind teilweise recht herzig. So schlägt etwa der Chef der Fed von San Francisco, John Williams, zur Schaffung eines größeren geldpoliti­schen Spielraums eine Anhebung des Inflations­ziels von zwei auf drei Prozent vor. Gute Idee, wenn man (zumindest in Europa) selbst die zwei Prozent dramatisch verfehlt. Williams hat aber noch einen interessan­ten Vorschlag: Eine Ausdehnung der sogenannte­n automatisc­hen Stabilisat­oren, mit deren Hilfe Konjunktur­wellen geglättet werden können, auf bestimmte Steuern und Transfers, die sich dann an den Arbeitslos­enraten bemessen würden. D as kann aber nur funktionie­ren, wenn die Staaten ihre Ausgaben im Griff haben und ausgeglich­ene Haushalte über den Konjunktur­zyklus schaffen. Sonst mündet das in einer (derzeit ohnehin weit verbreitet­en) Schuldenan­stiegsauto­matik. Mit anderen Worten: Die Notenbanke­r stehen mit ihren Instrument­en jetzt an, der Karren muss von der Wirtschaft­spolitik aus dem Schlamm gezogen werden. Angesichts deren Performanc­e in den Industries­taaten ist das eine schlechte Nachricht.

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