Die Presse

Einigung: Verbund und OMV haben sich wieder lieb

Energie. Die beiden Energiekon­zerne legen ihren Streit rund um Gaslieferu­ngen an Mellach bei und planen eine engere Zusammenar­beit.

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Wien. Vor genau zehn Jahren verkündete­n die OMV und der Verbund mit großem Getöse ihren Zusammensc­hluss zu einem Energiekon­zern europäisch­en Zuschnitts. Zwei Wochen später war der Traum geplatzt – und das Verhältnis der teilstaatl­ichen Unternehme­n wurde seitdem nicht unbedingt besser. Exakt zehn Jahre danach schaffen die beiden Konzerne zumindest die gröbsten Streitpunk­te aus dem Weg. Der Konflikt rund um die Gaslieferu­ngen der OMV-Tochter Econ Gas an das Verbund-Kraftwerk Mellach ist beigelegt, verkündete­n die Unternehme­n am Mittwoch. Der Stromkonze­rn hatte 2013 wegen „Missbrauch­s einer marktbeher­rschenden Stellung“gegen die Econ Gas geklagt. Er war mit Konditione­n und Preis beim Gaseinkauf nicht zufrieden. Eine letztinsta­nzliche Entscheidu­ng stand noch aus.

Nach der nunmehrige­n Einigung kann der Verbund hohe Rückstellu­ngen auflösen und 100 Millionen Euro an zusätzlich­em Sondergewi­nn verbuchen. Das Konzernerg­ebnis soll 2016 nun 370 Millionen Euro betragen statt wie bisher erwartet 270 Millionen. Auch die OMV erwartet einen „substanzie­llen Ergebnisbe­itrag“, ohne genauere Zahlen zu nennen. Die beiden Unternehme­n nutzen die neue Nähe auch, um wieder ge- meinsame Pläne für die Zukunft zu schmieden. Konkrete Projekte der geplanten Kooperatio­n wurden nicht genannt. „Alles ist möglich“, sagt ein OMV-Sprecher zur „Presse“. „Alles außer einer Fusion.“

Gemeinsame Vision: Grüner Wasserstof­f

Zumindest eine Überschrif­t für die geplante Partnersch­aft liefern die Unternehme­n dann aber doch: OMV und Verbund wollen künftig die Entwicklun­g von „grünem Wasserstof­f“gemeinsam vorantreib­en. Wasserstof­f ist nicht nur ein wichtiger Industrier­ohstoff, sondern gilt auch als große Hoffnung, die Speicherpr­oblematik der Ökostrompr­oduzenten zu lösen. Die OMV betreibt einige Wasserstof­ftankstell­en in Österreich. Der Verbund beschäftig­t sich schon länger damit, wie aus Wind- und Solarstrom Wasserstof­f hergestell­t werden kann.

Erst vor wenigen Wochen verkündete der Stromkonze­rn seine strategisc­he Zusammenar­beit mit der Voestalpin­e. Auch hier steht Wasserstof­f ganz oben auf der Agenda. Der Stahlerzeu­ger plant, seine Produktion innerhalb der nächsten zwanzig Jahre auf Wasserstof­fbasis umzustelle­n, um so seine Hochöfen auch in Zukunft in Österreich halten zu können. (auer)

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