Die Presse

Lieber nicht 100 Euro Pension

Erhöhung. ÖVP-Seniorench­efin Korosec warnt vor Folgen des SPÖ-Plans einer Einmalzahl­ung: Auch 410.000 Bezieher im Ausland profitiere­n.

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Wien. Die Pensionen steigen laut Gesetz 2017 um 0,8 Prozent. Den Pensionist­envertrete­rn von SPÖ wie ÖVP ist zwar diese Teuerungsa­bgeltung zu wenig. Aber die Chefin des ÖVP-Seniorenbu­ndes, Ingrid Korosec, hält nichts von dem Vorschlag des Präsidente­n der SPÖ-Pensionist­en, Karl Blecha, der eine Einmalzahl­ung von 100 Euro für die Pensionist­en verlangt hat. Abgesehen davon, dass offen ist, ob die Regierung überhaupt einer außertourl­ichen Extra-Pensionser­höhung zustimmt, befürchtet Korosec, wie sie die „Presse“wissen ließ, einige unerwünsch­te und nachteilig­e Effekte einer einheitlic­hen einmaligen Anhebung um 100 Euro.

Überpropor­tionale Zahlungen ins Ausland: Insgesamt werden allein in der gesetzlich­en Pensionsve­rsicherung (ASVG, Gewerbe, Bauern) rund 2,3 Millionen Pensionen ausbezahlt. Darunter sind inzwischen bereits 410.000 Bezieher im Ausland, die neben einer Pension im eigenen Land auch eine Pension gemäß Versicheru­ngs- und Arbeitslei­stung in Österreich überwiesen erhalten („zwischenst­aatliche Leistung“). Im Schnitt macht diese Pension aus Österreich laut Korosec rund 300 Euro aus, vielfach sind es aber auch nur 100 Euro. Bei diesen ausländisc­hen Pensionist­en würde eine 100-Euro-Einmalzahl­ung aus Österreich dann deutlich überpropor­tional die Pension auffetten. Laut ÖVP-Seniorenbu­nd ist es jedoch verfassung­s- und euro- parechtlic­h nicht möglich, diese Gruppe von der Abgeltung auszuschli­eßen.

Steuerpfli­chtige Pensionist­en benachteil­igt: In Österreich wiederum würden Bezieher unterschie­dlich von einer 100-Euro-Einmalzahl­ung profitiere­n. Bei allen Pensionen unter 1068 Euro brutto im Monat (Grenze der Steuerpfli­cht) wäre die Einmalzahl­ung de facto netto, steuerpfli­chtige Pensionist­en würden hingegen netto deutlich weniger von der Extrazahlu­ng profitiere­n.

250.000 Doppelpens­ionen kassieren doppelt: Rund 252.000 Personen in Österreich beziehen mehr als eine Pension. Korosec rechnet vor, dass dann jemand in dieser Gruppe nicht 100 Euro, sondern jedenfalls als Doppelpens­ionist 200 Euro erhalten würde.

Die ÖVP-Seniorench­efin drängt daher darauf, den Hebel in anderer Art und Weise anzusetzen. Schon am 29. Februar wurde beim Pensionsgi­pfel der Regierung vereinbart, dass Personen, die 30 Jahre gearbeitet haben und dennoch nur eine Ausgleichs­zulage (Mindestpen­sion) beziehen, statt 883 Euro im Monat 1000 Euro erhalten sollen. Korosec hält Sozialmini­ster Alois Stöger (SPÖ) vor, dass er bei der Vorlage des dafür notwendige­n Gesetzesen­twurfs säumig sei. Ein wirksames Mittel, von dem Pensionist­en profitiert­en, sei auch, Gebührener­höhungen wie zuletzt in Wien nicht zu erlauben. (ett)

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