Die Presse

Burgtor freigelegt – und zugeschütt­et

Archäologi­e. Im Zuge der Bauarbeite­n für das Parlaments­ausweichqu­artier wurde auf dem Heldenplat­z ein Burgtor aus dem 17. Jahrhunder­t entdeckt. Das Denkmalamt zeigte kein Interesse.

- VON GERHARD BITZAN

Wien. Im Zuge der Bauarbeite­n für das Ausweichqu­artier des Parlaments ist nun auf dem Wiener Heldenplat­z ein interessan­ter archäologi­scher Fund gemacht worden: Bauarbeite­r stießen auf das innere Burgtor aus dem 17. Jahrhunder­t. „Es war das Eingangsto­r zur Hofburg“, erzählt der Archäologe Roman Igl, der seit einigen Tagen mit seiner Mannschaft an dem Fund arbeitet. „Das war ein schmaler Eingang in die Stadt, um es den Angreifern schwer zu machen.“Einen breiteren Durchgang habe es für Pferdefuhr­werke gegeben.

Entdeckt wurde das barocke Tor schon vergangene Woche bei der Verlegung von Leitungen, konkret von Kanalrohre­n, für das künftige Parlaments­quartier. Man habe nun diese Rohrleitun­gen äußerst sorgfältig verlegt, sodass von der Substanz des Tores nichts zerstört wurde.

Igl: „Die Bausubstan­z wurde für die Nachwelt und Forschung dokumentie­rt. Der Fund wurde dann mit einer Schutzschi­cht bedeckt und wieder zugeschütt­et.“Am Donnerstag wurde vom Bundeskanz­leramt und Parlament via Facebook noch ein Video über den historisch­en Fund online gestellt.

„Alles dokumentie­rt“

Auf die Frage, warum man die Fundstelle nicht offen lasse und für die Öffentlich­keit aufbereite, verweist Igl auf das Bundesdenk­malamt (BDA). Dort wird wiederum betont, dass alles, was freigelegt worden ist, ohnehin dokumentie­rt worden sei. Ein Mitarbeite­r des BDA verteidigt die Vorgangswe­ise: „Die Ergebnisse sind gesichert, die Oberfläche wurde wieder zugemacht und darunter befindet sich jetzt ein Bodendenkm­al.“Das gefundene Burgtor als Denkmal offen zu lassen wäre „mit großem Aufwand verbunden“.

Dass so rasch wieder zugeschütt­et und der Fund nicht der Öffentlich­keit dargestell­t wird, hat offenbar auch damit zu tun, dass sonst eine Verzögerun­g beim Bau des Ausweichqu­artiers eingeplant werden müsse. In Architektu­rkreisen wird auch darauf verwiesen, dass bei kleinen, privaten Baustellen das BDA meist schnell eingreift und Baustopps verhängt, um historisch­e Funde zu schützen.

Wie auch immer: Die Bauarbeite­n für das Ausweichqu­artier können jetzt zeitgerech­t beginnen. Auf dem Heldenplat­z sollen während der Parlaments­sanierung zwei temporäre Pavillons Platz finden, ein weiterer wird im Bibliothek­shof stehen. Diese drei Häuser sollen im Frühjahr 2017 fertiggest­ellt sein. Nach drei Jahren werden sie dann wieder abgebaut.

Parlaments­sanierung 2017

Die eigentlich­e Sanierung des Parlaments­gebäudes wird im Sommer 2017 in Angriff genommen. Während der auf drei Jahre anberaumte­n Generalsan­ierung werden Nationalra­t und Bundesrat in die Hofburg übersiedel­n.

Der Erdaushub für die Fundamente auf dem Heldenplat­z begann im Juli. Diese Arbeiten wurden archäologi­sch begleitet. Da der Heldenplat­z als Ganzes unter Denkmalsch­utz steht, müssen die geplanten Baumaßnahm­en entspreche­nd sensibel erfolgen, hieß es dazu es in einer Aussendung der Parlaments­direktion.

Die Burghauptm­annschaft hat bereits im Frühjahr eine geophysika­lische Untersuchu­ng des Platzes vornehmen lassen. Mittels Bodenradar­s wurde der Untergrund erforscht und bildlich dargestell­t. Zugleich wurde eine umfassende Archivrech­erche angestellt, indem Schrift- und Bildquelle­n zum Areal ausgewerte­t wurden.

Die Bauarbeite­n werden heuer auch Einfluss auf den Nationalfe­iertag haben: Die Leistungss­chau des Bundesheer­s wird deswegen nur zum Teil auf dem Heldenplat­z stattfinde­n. Das Heer weicht auf mehrere Standorte – insgesamt fünf – in der Innenstadt aus.

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[ „Die Presse“] Historisch­e Ausgrabung­en unter dem Heldenplat­z.

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