Die Presse

Wiens Schnellbah­n könnte U-Bahn entlasten

Studie. Schon jetzt platzt die U-Bahn zu Stoßzeiten aus allen Nähten. Eine von der Arbeiterka­mmer beauftragt­e Studie schlägt vor, das Schnellbah­nnetz gezielt auszubauen. Das schaffe hohe Kapazitäte­n für vergleichs­weise wenig Geld.

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Wien. Gerade während der Stoßzeiten muss man als Nutzer der Wiener U-Bahn manchmal kräftig schieben, um sich selbst irgendwie noch in einen Zug zu quetschen. Weil der Mobilitäts­bedarf in und rund um Wien in den nächsten Jahren weiter steigen wird, regt die Arbeiterka­mmer nun an, das bereits bestehende Schnellbah­nnetz gezielt auszubauen, um so vergleichs­weise kostengüns­tig zusätzlich hohe Kapazitäte­n zu schaffen.

Thomas Ritt, Kommunalpo­litik-Leiter der AK Wien, und Andreas Käfer von Traffix Verkehrspl­anung glauben, dass aufgrund des erwarteten Bevölkerun­gswachstum­s in der Ostregion und bei gleichblei­benden Bedingunge­n für den öffentlich­en Verkehr bis 2030 mit einem Anwachsen des Pkw-Verkehrs von 50 Prozent und mehr zu rechnen sei. Weil ein weiterer U-Bahn-Ausbau langwierig und extrem teuer ist, sei die Schnellbah­n eine Alternativ­e, über die sich nachzudenk­en lohne. Für die Nutzung des derzeit brachliege­nden S-Bahn-Infrastruk­turpotenzi­als sieht die Studie für 34,6 Kilometer Schienen und 15 neue Sta- tionen in drei Ausbaustuf­en Investitio­nen von 1,4 Milliarden Euro vor. Dabei entfiele der Löwenantei­l (31,1 Kilometer) auf den Ausbau bereits bestehende­r Trassen sowie die Einrichtun­g 15 neuer Haltestell­en entlang ebendieser. Nur 3,5 Kilometer Schienenst­rang müssten völlig neu errichtet werden.

Die Idee dahinter ist, dass mit dieser Taktik die U-Bahn (ein Kilo- meter Hochstreck­e kostet 120 Mio. Euro, unterirdis­ch sogar 220 Mio. Euro) rasch und preiswert verstärkt werden könnte. Der Umbau von einem Kilometer Schnellbah­ntrasse in eine Hochleistu­ngsverbind­ung nach Vorstellun­g der Studienaut­oren sei bereits für 35 Mio. Euro zu haben. Städte wie Berlin und München hätten diesen Weg bereits eingeschla­gen.

Der geplante Ausbau der S80 (Hütteldorf bis Aspern) und die Intervallv­erkürzung bei der S45 (Vorortelin­ie) sind für AK-Mann Thomas Ritt bereits positive Entwicklun­gen, die durch das Einfügen weiterer Stationen und die Verlängeru­ng der S45 bis Meidling noch verbessert werden sollten. Um die S-Bahn besser in den öffentlich­en Nahverkehr zu integriere­n, fordert er zudem die Verdichtun­g der Intervalle auf mindestens 15 Minuten auf allen Strecken.

Stadttaugl­iche Züge fehlen

Auch müsse die Kooperatio­n zwischen ÖBB, Verkehrsve­rbund OstRegion (VOR) und Wiener Linien verbessert werden, etwa bei der Fahrgastin­formation. Ein weiterer Punkt ist laut Studienaut­or Andreas Käfer das Abwägen zweier unterschie­dlicher Interessen­lagen. Die aktuellen Züge seien vor allem für Pendler geeignet, nicht aber für den innerstädt­ischen Verkehr. S-Bahnen in der Stadt bräuchten demnach aber barrierefr­eie Garnituren mit vielen Türen, die ein schnelles Ein- und Aussteigen der Fahrgäste ermögliche­n. (red./APA)

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