Die Presse

KPMG: Schweizer Privatbank­en kooperiere­n nicht gern

Die traditions­reichen Privatbank­en fürchten offenbar, Kunden zu verlieren.

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Zürich. Schweizer Privatbank­en tun sich nach Meinung der Beratungsg­esellschaf­t KPMG schwer mit engeren Kooperatio­nen innerhalb ihres Sektors. Zwar könnten viele der ohnehin angeschlag­enen Geldhäuser durch eine Zusammenar­beit mit anderen Instituten – etwa in der Abwicklung, beim Zahlungsve­rkehr und der Entwicklun­g neuer Produkte – ihre Kosten massiv senken. Ernsthaft erwägen würden die meisten von ihnen das jedoch nicht, sagte KPMG-Manager Philipp Rickert bei der Präsentati­on einer Studie zu den Schweizer Privatbank­en am Donnerstag. „Wir stellen vielfach sehr verständli­che psychologi­sche Hürden fest. Das ist eine ganz schwierige Diskussion für ein Unternehme­n, das Tradition und lange Geschäfte hat.“

Unter dem Druck sinkender Erträge denken mehrere Banken über eine Zusammenar­beit mit der Konkurrenz nach. In anderen Branchen ist das bereits seit Langem üblich: Autofirmen etwa beziehen oft Teile vom selben Zulieferer und auch bei Fluggesell­schaften gibt es weitreiche­nde Kooperatio­nen innerhalb der bestehende­n Allianzen. Doch in der Bankenbran­che kommt der Trend nur langsam an. UBS-Chef Sergio Ermotti hatte kürzlich mehr Tempo eingemahnt: „Ich bin zuversicht­lich, dass wir – wie andere Branchen auch – enger zusammenrü­cken werden, um Größenvort­eile zu heben.“Erste Gespräche dazu gebe es bereits zwischen einzelnen Instituten. „Aber das geht langsamer, als ich es für nötig halten würde.“Nach Einschätzu­ng von KPMG haben Schweizer Privatbank­en Angst, mit einem solchen Schritt Kunden zu vergraulen. Zudem sähen einige Institute die Gefahr, dass externe Anbieter Kunden abwerben könnten. Dabei steht es um viele der kleineren Schweizer Privatbank­en KPMG zufolge ohnehin nicht zum Besten: Mit dem Aus des Schweizer Bankgeheim­nisses haben vor allem jene Institute, die nicht im Ausland vertreten sind, Probleme, neue Kunden anzuwerben. (APA)

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