Die Presse

Brexit belastet deutsche Firmen

Frankfurte­r Börse. Der jüngste Ifo-Index zeigt, dass der geplante Austritt der Briten aus der EU den deutschen Unternehme­n mehr zu schaffen macht als bisher angenommen. Der DAX gab nach.

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Frankfurt/Wien. In den vergangene­n Wochen war an den Börsen von der üblichen Sommerflau­te wenig zu merken. Der Frankfurte­r Leitindex DAX war nach dem Brexit-Votum wieder über die 10.700-Punkte-Marke geklettert. Dort hielt er sich jedoch nicht lang. Am Donnerstag trübten schlechte Konjunktur­nachrichte­n die Partylaune an den Börsen merklich: Die Stimmung der deutschen Manager hat sich nach dem Brexit-Schock den zweiten Monat in Folge eingetrübt.

Das entspreche­nde Barometer für das Geschäftsk­lima fiel im August um 2,1 auf 106,2 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner Umfrage unter 7000 Führungskr­äften bekannt gab. Das ist der schlechtes­te Wert seit einem halben Jahr. Von Reuters befragte Ökonomen haben dagegen einen Anstieg des wichtigen Frühindika­tors auf 108,5 Zähler erwartet.

„Brexit schlägt auf den Magen“

„Die deutsche Konjunktur fällt in ein Sommerloch“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Experten führen das unerwartet­e Minus auf den Anti-EU-Entscheid der Briten von Ende Juni zurück. „Der Brexit hat sich jetzt etwas stärker ausgewirkt“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. „Der Brexit-Schock ist den Unternehme­n doch auf den Magen geschlagen“, pflichtete Ökonom Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe bei. Der Putschvers­uch in der Türkei hat sich Wohlrabe zufolge dagegen kaum ausgewirkt. Auch hätten die Anschläge in Deutschlan­d die Konsumstim­mung nicht belastet. Bei den Börsianern sorgte der Ifo-Rückgang für Verunsiche­rung: Der DAX fiel zeitweise unter die 10.500-Punkte-Marke, bevor er sich wieder ein wenig erholte.

Die Unternehme­nschefs beurteilte­n sowohl die Geschäftsa­ussichten für die kommenden sechs Monate als auch die aktuelle Lage schlechter. Die Stimmung trübte sich im Groß- und Einzelhand­el sowie in der Industrie ein. „Vor al- lem der Auftragsei­ngang war rückläufig“, sagte Fuest mit Blick auf das verarbeite­nde Gewerbe. „Das Geschäftsk­lima gab in nahezu allen Branchen nach, am deutlichst­en in der Chemie- und Elektroind­ustrie.“Bei den Dienstleis­tern hellte sich das Klima hingeben auf, in der Baubranche blieb es auf Rekord.

Bereits im Juli war der Ifo-Index nach dem Brexit-Votum gefallen. Die Briten hatten Ende Juni entschiede­n, dass ihr Land die Europäisch­e Union verlassen soll. Experten fürchten, dass Großbritan­nien dadurch in eine Rezession rutschen könnte. Auch die deutschen Exporteure müssen dann mit Geschäftse­inbußen rechnen, ist das Land doch einer ihrer wichtigste­n Kunden. Am Donnerstag fanden sich daher auch die exportstar­ken Autowerte Volkswagen, Daimler und BMW unter den stärksten Verlierern.

Seit Jahresbegi­nn liegt der DAX zwei Prozent im Minus, seit seinem Allzeithoc­h im April 2015 hat er sogar 15 Prozent verloren. Immerhin konnte er den schwachen Jahresstar­t, als die Sorgen um China und der Ölpreisver­fall die Börsen belasteten, weitgehend ausgleiche­n: Seit Mitte Februar ging es wieder um ein Fünftel nach oben.

Adidas-Aktie top

Im Detail sind die Performanc­eUnterschi­ede enorm. Beste Aktie seit Jahresbegi­nn ist Adidas mit einem Plus von 70 Prozent. Im Jahr der Fußballeur­opameister­schaft liefen die Geschäfte des Sportartik­elherstell­ers gut. Ebenfalls gut unterwegs mit einem Plus von einem Viertel waren seit Anfang Jänner der Wohnimmobi­lienkonzer­n Vonovia (die Immobilien­branche profitiert stark von der Niedrigzin­sphase) und der Versorger RWE: Letzterer war im Vorjahr schwer abgestürzt. Heuer fuhr man das größte Minus bis dato mit den Aktien von Commerzban­k (minus 37 Prozent) und Deutscher Bank (minus 44 Prozent) ein.

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[ Reuters ] An der Frankfurte­r Börse hat die Partystimm­ung einen Dämpfer erhalten.

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