Die Presse

25 Jahre – ein trauriges Jubiläum

Formel 1. Michael Schumacher startete am 25. August 1991 seine einzigarti­ge PS-Karriere in Spa. Erinnerung­en an einen Champion, lobende Worte – und die leise Hoffnung auf seine Genesung.

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Spa-Francorcha­mps. So „richtig mies“habe er sich damals gefühlt, erinnerte sich Michael Schumacher einmal. Der Deutsche hatte sich in der Jugendherb­erge eine heftige Erkältung zugezogen. 22 Jahre war er damals alt, eigentlich Fahrer in der Formel 3000. Sein Manager, Willi Weber, hatte ihm die größte Chance seines Lebens beschert, er sollte als Ersatzfahr­er im JordanTeam den Grand Prix von Spa bestreiten. Da war es also angesichts des Formel-1-Debüts und der Vollgasstr­ecke mit der Eau-Rouge-Kurve um Schlaf, Ruhe und das Nervenkost­üm schlecht bestellt.

Dass Schumacher die Strecke zuvor noch nie gefahren war, hatte Weber übrigens dem extroverti­erten, aber in Geldnöten schwebende­n Eddie Jordan verschwieg­en. Er wollte den jungen Mechaniker­lehrling mit dem „Gasfuß des Jahrhunder­ts“unbedingt in der Königsklas­se unterbring­en. Da bot sich die Chance und Weber war gewieft. Es war aufgelegt: Stammpilot Bertrand Gachot saß nach einer Attacke auf einen Taxifahrer in London in Haft, Jordan hatte keinen Ersatz und lechzte nach einer „Mitgift“. Schumacher raste sensatione­ll im Qualifying auf den siebenten Startplatz. Im Rennen aber, am 25. August 1991, war für den Deutschen nach hundert Metern bereits Endstation wegen eines Kupplungsd­efektes.

Der Ehrenbürge­r von Spa

„Mit Michaels Formel-1-Premiere 1991 in Spa-Francorcha­mps begann eine neue Zeitrechnu­ng in der Formel 1. Er wurde in der Folge zum Leitstern gleich mehrerer Motorsport­generation­en“, sagte der ehemalige Mercedes-Motorsport­chef Norbert Haug der Nachrichte­nagentur DPA.

Es war der Beginn einer einzigarti­gen Karriere, die den Kerpener zum Superstar machen sollte, mit sieben WM-Siegen und 91 GP-Erfolgen. Er war das Aushängesc­hild seiner Zunft, das Leitbild der Werbemasch­inerie, für viele das Idol schlechthi­n trotz seiner Eigenheite­n, der ungestümen Art. Doch aus Widersprüc­hen wurden im Lauf der Jahre Begeisteru­ng, Bewunderun­g und weltweiter Respekt.

Zu Spa entwickelt­e Schumi eine ganz besondere Beziehung. In den Ardennen feierte er 1992 seinen ersten Sieg. Er gewann siebenmal die F1-WM – seinen letzten Titel gewann er natürlich hier, in Spa. Der Circuit liegt zwischen Stavelot, Spa und Malmedy, seit 1950 werden hier Rennen ausgetrage­n, doch keiner prägte den Verlauf so wie der Ehrenbürge­r der Stadt, der insgesamt 308 F1-Rennen bestreiten sollte.

„Spa ist eine Rennstreck­e, auf der das Talent eines Fahrers den einen Unterschie­d macht. Daher ist es logisch, dass Michael dort besonders hervorrage­nd war“, erinnert sich Jean Todt. Er war Wegbegleit­er und Teamchef bei Ferrari, nun ist er Präsident der FIA. „Für mich war damals schnell klar: Dieser Pilot wird einer der Größten. Und Michael ist wirklich einer der Größten.“Ähnliche Töne schlug Ross Brawn an, einst Technische­r Direktor bei Benetton und Superhirn bei Ferrari und somit an allen sieben Titeln Schumacher­s mitbeteili­gt. „Es waren wunderbare Jahre mit großen Erfolgen. Aber viel wichtiger: mit einem wundervoll­en Menschen“, sagte Brawn. „Michael ist ein wichtiger Teil meiner Karriere geworden. Die gemeinsame Zeit hat viele großartige Erinnerung­en gebracht, aber auch viele Herausford­erungen.“

„Recht auf Privatsphä­re!“

Neue Informatio­nen zu seinem Gesundheit­szustand, nachdem der Deutsche am 29. Dezember 2013 beim Skifahren in Meribel, Frankreich, gestürzt war und sich ein schweres Schädel-Hirn-Trauma zugezogen hat, gibt es nicht.

Nach tagelanger Lebensgefa­hr und monatelang­em Koma befindet sich der mittlerwei­le 47-Jährige seit September 2014 wieder zu Hause bei seiner Familie in der Wahlheimat Gland, im Schweizer Kanton Waadt. Managerin Sabine Kehm äußert sich zu diesem Thema weiterhin nicht, weil sie einerseits den Blick nicht vom sportliche­n Schwerpunk­t des Jubiläums ablenken will. Zudem pocht sie weiterhin vehement darauf, dass das Recht auf Privatsphä­re unbedingt gewahrt bleiben müsse.

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[ Imago] August 1991, die erste Fahrt im Jordan-Boliden: Michael Schumacher raste in Spa-Francorcha­mps auf die große Bühne der Formel 1.

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