Mit Goethe fing die Überfremdung an
„. . . Warum macht die ,Krone‘ das?“, „Quergeschrieben“von Sibylle Hamann, 24. 8. Endlich sind wir so weit: Raus mit den Fremden aus österreichischen Schulen! Ein Vater lehrt deutsche, pardon: österreichische Kinder ein arabisches Lied – unerhört! Da werden die Kinder sich noch die Zunge zerbrechen. Hoffentlich zieht die Behörde gleich die richtigen Konsequenzen und schafft das Lernen von Fremdsprachen generell ab. Englisch – wozu noch nach dem Brexit? Außerdem haben die Engländer im Krieg Bomben auf Deutsche geworfen. Franzö-
sisch: Kommt gar nicht infrage, schließlich hat Napoleon unseren Andreas Hofer auf dem Gewissen. Spanisch: Wo kämen wir da hin? Die Spanier haben doch die Frechheit besessen, sich aus dem Habsburger-Reich davonzustehlen!
Wir sollten aus diesem empörenden Anlass jetzt endlich die Konsequenz ziehen: Keine italienischen Opern mehr, egal, wer sie komponiert hat! Goethe? Wo kämen wir denn da hin, der hat ja doch für den Orient und persische Dichter geschwärmt. Mit seinem „Westöstlichen Diwan“fing die ganze Überfremdung überhaupt an! Von den jüdischen Dichtern und Komponisten ganz zu schweigen . . . Halten wir die österreichische Kultur rein – am besten ein gut bewachter Stacheldrahtzaun um jede Schule!
PS: Vor langer Zeit habe ich mir einmal vorgenommen, nie mehr ironisch zu werden, aber diesmal hat es mir glatt die Sprache verschlagen. Danke für den Bericht, Frau Hamann! Reiner Steinweg, 4030 Linz