Die Presse

England hat Löwenantei­l an Nutzen und Schuld

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lächerlich vorkommen: Die Bevölkerun­g in weiten Teilen Europas ist gegen die Mitgliedsc­haft, jeder österreich­ische Gesprächsp­artner spricht sich gegen eine solche aus; seitdem Erdogan˘ seine Machtfülle ausbaut, reagieren er und seine Minister immer empfindlic­her auf Dinge, die sich in EU-Staaten abspielen; die Grenzen der Türkei werden immer unsicherer (v. a. zu Syrien, Irak, Iran) – wollen wir solche Grenzen als EU-Außengrenz­e? Und schließlic­h entwickelt sich die Türkei zusehends als Protektor von Islamisten. Muss man jetzt noch auf die Einführung der Todesstraf­e warten, um die Beitrittsv­erhandlung­en einzustell­en?

Wo soll denn überhaupt die EU hin, wenn sie sich mit 28, bald 27, Mitgliedst­aaten schon schwer genug tut? Die EU-Erweiterun­g muss ein Ende haben. Man sollte das der Türkei endlich vermitteln und ihr nicht auf unehrliche Art über ständiges Verhandeln weiter Hoffnungen machen, es gibt bereits andere Wege, um mit Nachbarn gut auszukomme­n.

Bundeskanz­ler Kern hat Mut gezeigt und kann hoffentlic­h auch andere EU-Regierungs­oberhäupte­r überzeugen. „Der große Durst nach Rache in der postkoloni­alen Welt“, „Gedankenle­se“von Burkhard Bischof, 22. 8. Man muss in dieser Frage nicht allgemein bleiben, sondern darf durchaus konkret werden. England hat den Löwenantei­l an Nutzen und Schuld.

Zu den Kolonialkr­iegen kommt der Sklavenhan­del, als mehrheitli­ch britische Händler vorwiegend englische Farmer in den USA, als es den „Amerikaner“noch gar nicht gegeben hat, mit billigen Arbeitskrä­ften versorgt haben. Nicht zu vergessen die Opiumkrieg­e mit China, als ein ganzes Land unter Drogen gesetzt werden sollte. Da müssten die betroffene­n Nachfolges­taaten einmal über Reparation­sforderung­en nachdenken.

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