Freude an der eigenen Stimme
Salzburger Festspiele. Um den sängerischen Nachwuchs steht es bestens, wie das Young Singers Project im Mozarteum gezeigt hat.
Es ist gnadenlos: Genau eine Arie hat jeder Sänger, jede Sängerin Zeit, Eindruck zu machen. Raus auf die Bühne (wo das Mozarteum-Orchester und Adrian Kelly zur wohlwollenden und meist subtilen Begleitung warten) und ansatzlos Bestleistung bringen. Das war die Ausgangssituation beim Abschlusskonzert des Young Singers Project der Salzburger Festspiele. Und dann traten da der Reihe nach diese 13 jungen Solisten auf – und gingen förmlich über vor Freude an den eigenen stimmlichen Möglichkeiten. Der eine oder die andere machte aus der Not eine Tugend und legte die Energie für einen ganzen Abend in diese eine Arie – schoss aber mitunter über das Ziel hinaus. Man muss die Faktotum-Arie aus Rossinis „Barbier“nicht als reinen, dezibelprallen Kraftakt über die Rampe schmettern, ein wenig (stimmlicher) Charme gehört schon auch zur Aufgabenstellung.
Einige Namen (die Liste ist unvollständig) dieses Jahrgangs sollte man sich merken: Da ist etwa die kosovarische Sopranistin Elbenita Kajtazi. Sie präsentierte die wandlungsreichste Stimme – und hat sich mit „Prendi, per me sei libero“aus Donizettis „Liebestrank“auch eine Arie ausgesucht, in der sie ihre Ausdruckspalette trefflich ausspielen konnte, vom selbstbewussten Forte, das auch in der Höhe ohne viel Schärfe auskommt, bis zum Schmeichelpiano, alles mit sicherer Intonation. Überhaupt machte es Staunen, wie präzise fast alle dieser jungen Sänger intonierten. Etwa die Slowenin Nika Goric,ˇ die ihren so klug den Text ausdeutenden wie betörend geführten Sopran der Ilia aus Mozarts „Idomeneo“lieh. Auch Mimik und Gestik waren so wohl dosiert wie passgenau eingesetzt.
Stimmkraft und Eleganz
Oder der polnische Bariton Andrzej Filon´czyk, der bei den Herren die vielseitigste Stimme zeigte. Er fand für seinen Ausschnitt aus Bellinis „I Puritani“genau das richtige Maß aus Stimmkraft und Eleganz. Der Chinese Mingjie Lei wiederum ließ bei „Ich baue ganz auf deine Stärke“aus Mozarts „Entführung“einen herrlich runden Tenor hören, der sich an die Gehörgänge schmiegt. Auf Balsam, allerdings ebenso auf den hochdramatischen Ausbruch versteht sich auch die Ungarin Szilvia Vörös, deren Mezzo über den ganzen breiten Ambitus klangsatt und substanzreich klingt. Nein, um den Nachwuchs muss man sich keine Sorgen machen.