Besuch in einem Loft in Wien-Neubau
Da stehen die Nachkommen dann vor und mit den Trümmern. Was tun? Manche konnten sich mit Mühe und vielen Enttäuschungen (Gironcoli) noch zu Lebzeiten ein eigenes Museum checken. Andere schenkten den Nachlass einem Museum oder einem Verein. So landete Wotruba im Keller des 21er-Hauses, immerhin mit Ausstellungsfläche. Die vielen anderen Namen und Lebenswerke aber landen gleich im Depot. Wozu also schenken? Das wollte die Witwe Rudolf Hoflehners nicht, das wollte auch nicht die Tochter Hanna. Man entschied sich, mit den Skulpturen zu leben. Man träumte von einer Halle. Am Stadtrand, träumte der Architekten-Schwiegersohn. In der Stadt, träumten die Damen. Es wurde die Stadt, natürlich, ein wundersames Skulpturen-Loft im siebten Bezirk, eingebettet in ein zauberhaftes Künstlerhaus, mit Sensibilität für das Material der Skulpturen, für das frühe Eisen, für das spätere Holz, umgebaut von Schwiegersohn Jörg Wörle. Er tat das mit Sichtbeton und Eisenböden, plante ein Archiv und Stauraum für die Bilder ein. Viel Platz für die Kunst eben, nur wenig Platz zum Leben. Sehr wenig Raum, denkt man sich, für das Eigene.
Doch das Eigene des Vaters war immer auch ihres, merkt man, wenn die Tochter spricht. Sie hat selbst in Wien Kunst studiert, Bühnenbild und Kostüm, hat drei mittlerweile erwachsene Kinder. Sie sieht man hier nicht. Dafür den Vater, fast lebensgroß, auf einem an die Wand affichierten SchwarzWeiß-Foto des ehemaligen Ateliers. Und überlebensgroß, in seinen Plastiken rundum. Man sitzt am großen Esstisch in der Mitte, blickt um sich und merkt – umzingelt. Oder nein, beschützt: Wie Wächter stehen hier zehn, 15 große, teils monumentale Plastiken aus Eisen und Holz und starren einen an. Hätten sie Augen. Vor allem aber haben sie gelängte Beine, scharf aufragende, teleskopartige Phalli, und sie hätten auch stilisierte Brüste. Von dieser weiblichen Fraktion der Hoflehnerschen Existenzialisten-Armee er-