Die Ungleichheit nimmt zu
Die Auflösung traditioneller Arbeitsverhältnisse – volle Wochenstundenzahl, keine Befristung, direkte Beschäftigungsverhältnisse ohne Umweg über Drittfirmen – ist für beide Autoren eine weitere Quelle für steigende Ungleichheit, ebenso die steigende Bedeutung des Finanzsektors. Dazu kommt die von Piketty aufgezeigte Ungleichheit der Vermögen und damit der Kapitalerträge. Vor allem in Fratzschers Buch ist das ein wichtiger Punkt, da in Deutschland die Ungleichheit der Vermögen besonders hoch ist.
Steigende Ungleichheit kann auch Folge von Entwicklungen sein, die man meist positiv sieht, nämlich steigende Erwerbstätigkeit der Frauen in Verbindung mit steigender Gleichheit der Ausbildung bei einem Paar. Früher waren vor allem Frauen aus ärmeren Haushalten erwerbstätig – „sie müssen arbeiten, weil es anders nicht geht“. Heute ist es für Frauen mit hoher Qualifikation meist selbstverständlich, eine eigene Berufslaufbahn anzustreben. Sie haben weniger Kinder
Anthony B. Atkinson Ungleichheit Was wir dagegen tun können. Aus dem Englischen von Judith Elze. 474 S., geb., € 27,70 (Klett-Cotta Verlag, Stuttgart)