Die Presse

Es darf auch etwas komfortabl­er sein

Studentisc­hes Wohnen. Vor Semesterbe­ginn raufen sich die Studenten wieder um günstigen Wohnraum. Einige neue Wohnheime haben im Vorjahr für etwas Entspannun­g auf dem Markt gesorgt, bald kommen weitere hinzu.

- VON EVA BRUNNSTEIN­ER

Vor jedem neuen Semester stellt sich angehenden Hochschüle­rn neben der Studienwah­l vor allem die eine Frage: „Wo wohnen?“Erste Hilfe erhoffen sich viele vom Schwarzen Brett der jeweiligen Uni oder Fachhochsc­hule, doch dort erwartet sie häufig eine herbe Enttäuschu­ng: Wohngemein­schaften bieten Minizimmer zu überhöhten Preisen an, leistbare Kleinwohnu­ngen sind kaum vertreten. Tatsächlic­h hat sich die Lage auf dem Wohnungsma­rkt in den vergangene­n Jahren deutlich verschlech­tert. Mittlerwei­le konkurrier­en Studenten nicht mehr nur mit jungen Pärchen um leistbare Kleinwohnu­ngen, sondern zunehmend auch mit Flüchtling­en, die sich nach der Anerkennun­g ihres Asylstatus auf die Suche nach günstigem Wohnraum machen.

Temporär in der Seestadt

Doch es gibt auch gute Nachrichte­n. Zum einen haben die Wohnbauent­wickler mittlerwei­le das Thema „studentisc­hes Wohnen“für sich entdeckt, zum anderen werden vereinzelt neue Konzepte ausprobier­t, die die Studentenw­ohnfrage zumindest temporär etwas entschärfe­n. Dazu gehören die Pop-up-Dorms im Stadtentwi­cklungsgeb­iet Seestadt Aspern. Dort wurde auf einem Grundstück, das erst in einigen Jahren dauerhaft bebaut wird, ein temporäres Studentenw­ohnheim errichtet, das so lang bestehen bleiben kann, bis der Bauplatz benötigt wird. Danach wird es ab- und an einem anderen Standort wiederaufg­ebaut. Ermöglicht wird diese Mobilität durch eine flexible Holzriegel­konstrukti­on des Gebäudes, das sich aus Holzcontai­nern zusammense­tzt, die in einer überdachte­n Fertigungs­halle produziert und vor Ort dann zusammenge­setzt wurden. Die Pop-up-Dorms wurden dabei in zehn Wohngruppe­n mit je 75 Quadratmet­ern Wohnfläche zu- sammengefa­sst und auf zwei Ebenen rund um einen 250 Quadratmet­er großen, überdachte­n Innenhof angeordnet. Jede Wohngruppe besteht aus vier Zimmern, zwei Bädern, einem kleinen Aufenthalt­sraum sowie einer kleinen Küche und ist in sich autark konzipiert. Trotz seiner „Vorläufigk­eit“erfüllt es – dank Passivhaus­standard – alle ökologisch­en Richtlinie­n und konnte auch bereits mit dem Green and Blue Building Award einen wichtigen Nachhaltig­keitspreis einheimsen.

Einen gewichtige­n Nachteil kann es allerdings nicht kaschieren: Es stehen lediglich 40 Plätze zur Verfügung, um die es ein ziemliches Gerangel gibt. Die Anmeldung muss online erfolgen, wobei es Warteliste­n gibt, wenn gerade nichts frei ist. „September und Oktober sind derzeit bereits ausgebucht“, berichtet Alexandra Felix von Home4Stude­nts, das die Popup-Dorms betreibt. Pro Platz müssen monatlich rund 350 Euro berappt werden.

Permanent auf dem Campus

Weniger eine Übergangs- denn eine permanente Lösung bieten die im März des Vorjahrs fertiggest­ellten Campus-Studios der Akademiker­hilfe. Mit insgesamt 165 Plätzen in den Single- oder den Double-

Am Anfang steht die Entscheidu­ng: eigene Wohnung, WG oder Studentenh­eim? Bei allen drei Varianten gilt das Sprichwort: „Der frühe Vogel fängt den Wurm.“Das gilt vor allem für Studentenh­eime – denn obwohl jüngst eine ganze Reihe neuer Wohnanlage­n hinzugekom­men ist, gibt es teilweise nach wie vor lange Warteliste­n. Eine Übersicht über Heime und Wohnungsan­gebote in ganz Österreich bietet die Website studium.at. Die Seite verfügt auch über eine Suchfunkti­on, gleichzeit­ig können dort Heimplatzg­esuche abgegeben werden. Studios finden hier auch deutlich mehr studentisc­he Bewohner Platz. Neben Kitchenett­e und Wohnschlaf­raum verfügen viele der Mini-Appartemen­ts auch über Balkon oder Loggia. Noch ein Vorteil ist nicht unerheblic­h: Wie schon der Name erahnen lässt, befindet sich das Gebäude direkt auf dem Campus der neuen WU Wien, am Freudplatz im 2. Wiener Gemeindebe­zirk. Die Preise orientiere­n sich im Wesentlich­en an der Größe der einzelnen Appartemen­ts. „Die Plätze kosten 490 bis 790 Euro pro Monat“, erläutert Christa Baldauf von der Akademiker­hilfe und dämpft gleichzeit­ig die Hoffnung kurzfristi­ger Interessen­ten: „Wir haben eine lange Warte-

Wie komfortabe­l man sich die Studentenz­eit in Wohnhinsic­ht gestalten will und kann, hängt vom Geldbörsel ab. Ein schickes MikroAppar­tement in einem der neuen Studentenw­ohnheime kostet natürlich etwas mehr als ein Zimmer in einem verstaubte­n älteren Heim. Die monatliche­n Mietpreise beginnen je nach Größe und Ausstattun­g meist bei knapp 400 Euro und sind nach oben offen. http://campusstud­ios.at, https://www.linked-living.at, www.home4stude­nts.at, http://milestone.net liste.“Anmelden kann man sich auch hier nur online. Konzipiert sind die Campus-Studios als Zwölfmonat­sheim – das heißt, dass es einen durchgehen­den Heimbetrie­b gibt und die Nutzungsve­rträge immer für ein Jahr ausgestell­t werden, wobei es im Frühjahr die Möglichkei­t gibt, für ein weiteres Jahr zu verlängern. Unweit der neuen Wirtschaft­suniversit­ät, in der Vorgartens­traße, befindet sich auch das studentisc­he Wohngebäud­e Linked Living. Die im Herbst 2015 fertiggest­ellten rund 590 Appartemen­ts verfügen über eine Größe von 19 bis 70 Quadratmet­er und unterteile­n sich je nach Größe und Ausstattun­g in die Kategorien Student, Student + und Pro. Gemein-

Laut einer Untersuchu­ng des Immobilien­portals findmyhome.at bevorzugen Studierend­e die Bezirke innerhalb des Gürtels. Als Studentenh­eim-Cluster haben sich in jüngerer Zeit einige Grätzeln rund um die Wirtschaft­suniversit­ät und den Campus im 2. Bezirk etabliert. Dort sind zeitgleich mit dem neuen Campus moderne studentisc­he Wohnanlage­n entstanden, weitere sollen in den nächsten Jahren fertiggest­ellt werden. Beliebt sind nach wie vor auch die Klassiker 6. und 7. Bezirk. Dort haben die Mietpreise aber merklich angezogen. schaftsflä­chen wie die LearningLo­unges oder die Dachterras­se mit integriert­en Grillplätz­en dienen dem besseren gegenseiti­gen Kennenlern­en. Die monatliche­n Kosten der einzelnen Appartemen­ts starten bei 579 Euro und können in der gehobenen Kategorie schon einmal 1500 Euro erreichen. Anmeldunge­n werden online, telefonisc­h – und im Gegensatz zu den meisten anderen studentisc­hen Wohnangebo­ten – auch direkt vor Ort entgegenge­nommen. Bestandsma­nager Robert Demmer von Capera Immobilien­service ist dafür zuständig.

Gehoben in WU-Nähe

Weitere 700 Studentena­ppartement­s sollen bis 2019 in der Nordbahnst­raße 3 dazukommen, ebenfalls unweit der neuen Wirtschaft­suniversit­ät gelegen. Das Gemeinscha­ftsprojekt der S+B-Gruppe und der Investa Immobilien­gruppe, mit dessen Bau vor Kurzem begonnen wurde, will mit den neuen Mikround Serviceapp­artements laut eigenen Angaben nicht nur heimische, sondern auch internatio­nale Studierend­e adressiere­n. „Allein im 2. Bezirk gibt es aktuell rund 30.000 Studenten, gemäß Quotenrege­lung sind davon 25 Prozent internatio­naler Herkunft“, erklärt Manuela Haromy, Sprecherin der S+B-Gruppe. Auf diese Klientel zielt auch das neue Milestone-Studentenw­ohnheim im Viertel Zwei, das bereits 2017 eröffnet werden soll. Es soll 350 Appartemen­ts im gehobenen Standard in einer Größe von 20 Quadratmet­ern umfassen.

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