Die Presse

Nichts vorgaukeln, aber zeigen, was möglich ist

Home Staging. In vielen Ländern längst Standard, in Österreich immer noch selten.

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Die große Liebe ist es noch nicht: Während in den USA kaum ein Heim ohne ansprechen­des Home Staging verkauft und vermietet wird und diese Dienstleis­tung sich inzwischen auch in Deutschlan­d großer Beliebthei­t erfreut, bleiben die Österreich­er eher zögerlich. „Es geht immer noch sehr langsam“, berichtet Elisabeth Schlicker, die mit ihrem Unternehme­n „Raum und Seele“im Jahr 2007 zu den Pionierinn­en der Branche gehörte. „Nach wie vor werden wir häufig erst dann gerufen, wenn der Hut brennt.“

Und der brennt dann, wenn eine Immobilie sich über einen zu langen Zeitraum nicht vermarkten lässt. „Wir werden dann als letzte Möglichkei­t gesehen – und die Kunden sind erstaunt, wie schnell es plötzlich geht.“Diese Beobachtun­g hat auch Maklerin Elisabeth Rohr gemacht: „Am Anfang glauben immer alle, dass sie es nicht brauchen. Aber wenn man sich dann auf Home Staging einlässt, bringt es viel, und die Wohnungen werden wesentlich schneller verwertet.“

Beim Home Staging geht es nicht darum, Mängel zu verdecken oder etwas vorzugauke­ln, was nicht da ist. Sondern darum, Räume positiv zu inszeniere­n und deutlich zu machen, was geht: „Wir helfen dabei aufzuzeige­n, wie groß welcher Bereich ist, wo ein Esstisch für sechs oder acht Personen hin passt und wie viel Platz dann davor noch für den Loungebere­ich ist“, gibt Jutta Wallner, Partnerin der gemeinsam mit Yvonne Werginz geführten „Wohnfee“, ein Beispiel.

Funktionen zuweisen

„Es geht nicht darum, jemanden hinters Licht zu führen, sondern anzudeuten, ,so könnte man hier wohnen‘“, betont auch Schlicker. Dazu gehört bei kleineren Immobilien etwa zu zeigen, was sich vielleicht alles doch unter eine Schräge stellen lässt oder im Wohnbereic­h Platz findet; bei großen Luxusobjek­ten geht es dagegen darum, der Vielzahl von Zimmern Funktionen zuzuweisen.

Also ein Arbeits-, ein Gäste-, ein Kinderzimm­er und den Fitnessrau­m andeutungs­weise so einzuricht­en, dass die potenziell­en Käufer sich in den Raumflucht­en nicht verloren vorkommen. Und das alles schön neutral und in Far- ben und Stilrichtu­ngen, die allen gefallen und niemanden verprellen. Wobei dann mit den Farben doch ein bisschen getrickst werden darf, um eine Wohlfühlat­mosphäre zu erzeugen: So greifen die Home Stager bei Objekten, die im Winter vermarktet werden, gern zu warmen Orange/Rot-Tönen, im Sommer wird mit blauen und grünen Farben optisch für Kühle gesorgt. Und das nicht nur in der Wohnung selbst, sondern auch auf den Fotos, die zum Service dazugehöre­n und in Inseraten und im Internet für Eindruck sorgen.

Zu den treuesten Kunden gehören neben jenen, die nach der „Rettungsak­tion“einer schwer vermittelb­aren Immobilie wiederkomm­en, vor allem die Bauträger. „Diese bilden den Großteil unserer Kunden“, so Wallner, „und das von der Zwei-Zimmer-Musterwohn­ung bis zum Penthouse.“Wobei ein Penthouse für mehrere Millionen natürlich deutlich aufwendige­r präsentier­t wird: Da finden dann auch Designerst­ücke einen temporären Aufenthalt­sort unter edlen Beleuchtun­gselemente­n, und die Bewässerun­gsanlage auf der Dachterras­se sorgt dafür, dass aus üppigem Grün kein trockenes Gelb wird.

Verkraftba­re Preise

Preislich unterschei­den sich die beiden Varianten allerdings weniger als gedacht: 40 bis 60 Euro pro Quadratmet­er kostet ein „normales“Staging inklusive der Leihmöbel, des Aufbaus, der Fotografie­n und des Abbaus; aber auch bei hochwertig­en Immobilien bleiben die Quadratmet­erpreise im zweistelli­gen Bereich. Was vielen im- mer noch teuer vorkommt, zumal ja am Ende von der Pracht nichts übrig bleibt. Allerdings ist es bei Luxusobjek­ten, deren Preise bei 8000 bis 25.000 Euro pro Quadratmet­er liegen, doch wiederum eine verschmerz­bare Investitio­n. Zumal, wenn das Objekt deutlich kürzer auf dem Markt ist. (SMA) Da die sich damit schwertut, die Größe eines leeren Raumes einzuschät­zen und sich die eigenen Möbel in einer fremden Umgebung vorzustell­en, hilft Home Staging dabei, Proportion­en zu verdeutlic­hen und Räumen Funktionen zuzuweisen. Die Kosten liegen im Schnitt bei 50 bis 60 Euro pro Quadratmet­er, die Vermarktun­gsdauer wird nach Makleranga­ben dadurch deutlich verkürzt.

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