Die Presse

Recruiting vom Fließband

Arbeitsmar­kt Ostösterre­ich. 58 Prozent der Arbeitslos­en Österreich­s finden sich in Wien, NÖ und dem Burgenland. Um die Vermittelb­aren tobt ein heftiger Kampf. Um die anderen nicht.

- VON ANDREA LEHKY

Zusammen kommen die drei östlichen Bundesländ­er auf gut 12.000 offene Stellen. Diese zu besetzen ist das Geschäftsm­odell gleich zweier Branchen: der Personalbe­rater für die hoch Qualifizie­rten und der Personaldi­enstleiste­r für das mittlere und das untere Segment. Betritt ein interessan­ter Bewerber den Markt, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Wer entdeckt ihn als Erster?

Dafür lohnt es sich, alle internen Prozesse zu automatisi­eren und straff zu takten. Bei Personaldi­enstleiste­r Manpower war das Tempo früher vom jeweiligen Betreuer bestimmt. Heute beginnt die Uhr zu ticken, sowie ein Arbeitssuc­hender oder ein Wechselwil­liger seinen (natürlich strikt standardis­ierten) Lebenslauf zur Datenbank abschickt.

Innerhalb von fünf Werktagen, so sieht es der Prozess vor, muss der Interessen­t von einem Recruiter kontaktier­t werden. Bei grundsätzl­icher Vermittelb­arkeit wird er innerhalb enger zeitlicher Grenzen telefonisc­h, bei Gefallen auch per- sönlich interviewt und sofort passenden Kunden vorgeschla­gen.

Kommt ein neuer Job herein, kann er sich auch selbst ins Spiel bringen, indem er umstandslo­s seinen Lebenslauf verschickt. Sogar das Begleitsch­reiben wird ihm erspart. Zeit ist Geld, und so arbeitet das Recruiting Center tagein, tagaus nach Kennzahlen, Meilenstei­nen und Statistike­n.

„Es scheitert am Deutsch“

Auf der anderen Seite stehen mehr als 185.000 arbeitslos Registrier­te. Wären sie Elektriker, Kfz-Techniker oder Lagerlogis­tiker, wären sie Call Center Agents oder Vertriebsi­nnendienst­leute mit Fremdsprac­hen- kenntnisse­n – wir müssten uns keine Sorgen um sie machen.

Die Realität sieht anders aus. Es scheitere an vielem, sagt Manpower-Österreich-Chef Erich Pichorner. An fehlenden Deutschken­ntnissen ( dem ganz großen Thema) ebenso wie an der Unwilligke­it der Unternehme­n, englische Lebensläuf­e von Bewerbern aus den östlichen EU-Ländern zu akzeptiere­n. Es mangle auch an PCKenntnis­sen: „Neben jeder Maschine steht heute ein Terminal. Wenn jemand damit weder umgehen kann noch Deutsch versteht – wie soll man ihn da vermitteln?“

Und dann wäre da noch die konsequent­e Ablehnung der Wie- ner, zum Arbeiten nach Niederöste­rreich zu fahren. Sie übersteige sogar die der Niederöste­rreicher, in die Hauptstadt zu pendeln. Und selbstrede­nd wäre keiner von beiden bereit, nach Westen zu gehen und etwa im boomenden Salzburger Tourismus zu arbeiten.

Aber es gäbe auch gute Nachrichte­n, meint Pichorner. 100 Lehrabbrec­hern hätte er vergangene­s Jahr über den Sozial- und Weiterbild­ungsfond SWF zum Lehrabschl­uss verholfen und sie auch gleich vermittelt. So wie 50 Asylberech­tigte, die über den Fonds Deutsch lernten und nun arbeiten. Tropfen auf den heißen Stein zwar, aber – man freut sich.

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