Recruiting vom Fließband
Arbeitsmarkt Ostösterreich. 58 Prozent der Arbeitslosen Österreichs finden sich in Wien, NÖ und dem Burgenland. Um die Vermittelbaren tobt ein heftiger Kampf. Um die anderen nicht.
Zusammen kommen die drei östlichen Bundesländer auf gut 12.000 offene Stellen. Diese zu besetzen ist das Geschäftsmodell gleich zweier Branchen: der Personalberater für die hoch Qualifizierten und der Personaldienstleister für das mittlere und das untere Segment. Betritt ein interessanter Bewerber den Markt, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Wer entdeckt ihn als Erster?
Dafür lohnt es sich, alle internen Prozesse zu automatisieren und straff zu takten. Bei Personaldienstleister Manpower war das Tempo früher vom jeweiligen Betreuer bestimmt. Heute beginnt die Uhr zu ticken, sowie ein Arbeitssuchender oder ein Wechselwilliger seinen (natürlich strikt standardisierten) Lebenslauf zur Datenbank abschickt.
Innerhalb von fünf Werktagen, so sieht es der Prozess vor, muss der Interessent von einem Recruiter kontaktiert werden. Bei grundsätzlicher Vermittelbarkeit wird er innerhalb enger zeitlicher Grenzen telefonisch, bei Gefallen auch per- sönlich interviewt und sofort passenden Kunden vorgeschlagen.
Kommt ein neuer Job herein, kann er sich auch selbst ins Spiel bringen, indem er umstandslos seinen Lebenslauf verschickt. Sogar das Begleitschreiben wird ihm erspart. Zeit ist Geld, und so arbeitet das Recruiting Center tagein, tagaus nach Kennzahlen, Meilensteinen und Statistiken.
„Es scheitert am Deutsch“
Auf der anderen Seite stehen mehr als 185.000 arbeitslos Registrierte. Wären sie Elektriker, Kfz-Techniker oder Lagerlogistiker, wären sie Call Center Agents oder Vertriebsinnendienstleute mit Fremdsprachen- kenntnissen – wir müssten uns keine Sorgen um sie machen.
Die Realität sieht anders aus. Es scheitere an vielem, sagt Manpower-Österreich-Chef Erich Pichorner. An fehlenden Deutschkenntnissen ( dem ganz großen Thema) ebenso wie an der Unwilligkeit der Unternehmen, englische Lebensläufe von Bewerbern aus den östlichen EU-Ländern zu akzeptieren. Es mangle auch an PCKenntnissen: „Neben jeder Maschine steht heute ein Terminal. Wenn jemand damit weder umgehen kann noch Deutsch versteht – wie soll man ihn da vermitteln?“
Und dann wäre da noch die konsequente Ablehnung der Wie- ner, zum Arbeiten nach Niederösterreich zu fahren. Sie übersteige sogar die der Niederösterreicher, in die Hauptstadt zu pendeln. Und selbstredend wäre keiner von beiden bereit, nach Westen zu gehen und etwa im boomenden Salzburger Tourismus zu arbeiten.
Aber es gäbe auch gute Nachrichten, meint Pichorner. 100 Lehrabbrechern hätte er vergangenes Jahr über den Sozial- und Weiterbildungsfond SWF zum Lehrabschluss verholfen und sie auch gleich vermittelt. So wie 50 Asylberechtigte, die über den Fonds Deutsch lernten und nun arbeiten. Tropfen auf den heißen Stein zwar, aber – man freut sich.