Die Presse

Auf den Finger spucken und damit das Gesicht abwischen

Mögen Sie es auch so gern, wenn Dinge passieren, die Sie eigentlich gar nicht so gern mögen?

- VON ERICH KOCINA E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

Mögen

Sie es auch so gern, wenn jemand mit Ihnen am Tisch sitzt, irgendwann den Zeigefinge­r hebt und wortlos auf den Salzstreue­r zeigt? Das „Darf ich bitte das Salz haben?“in seiner unsympathi­schsten Ausprägung. Mögen Sie es auch so gern, wenn jemand „Darf ich kosten?“fragt – und im gleichen Moment schon mit der Gabel auf Ihrem Teller herumfuhrw­erkt? Mögen Sie es umgekehrt auch so gern, wenn Ihnen jemand anbietet, etwas von seinem Essen zu probieren – das aber nicht nur verbal macht, sondern indem er Ihnen die Gabel direkt vor das Gesicht hält? Mögen Sie es auch so gern, wenn jemand mit den Worten „Darf ich eh das letzte haben?“das einzige verblieben­e Kuchenstüc­k vom Teller nimmt? Mögen Sie es auch so gern, wenn jemand beim Essen aus seinem Hemdsärmel ein Taschentuc­h nimmt, sich schnäuzt und es dann wieder zurück in den Ärmel steckt? (Abgesehen davon, mögen Sie es auch so gern, dass Sie in der Schule noch schneuzen gelernt haben, es seit 1996 aber nicht mehr so schreiben dürfen?) Mögen Sie es auch so gern, wenn der Sitznachba­r die Nudelsuppe zu einem guten Teil in seinem Vollbart ablegt? Mögen Sie es auch so gern, wenn er beim Schlürfen der Nudeln auch noch Suppe auf Ihren Platz spritzen lässt? Mögen Sie es auch so gern, wenn jemand mit der Gabel auf dem leeren Teller herumkratz­t? Mögen Sie es auch so gern, wenn Ihr Gegenüber sich den Finger ableckt – oder gar auf ihn spuckt –, um Ihnen damit einen Fleck aus dem Gesicht zu wischen? Mögen Sie es auch so gern, wenn diese Person dann „Jetzt sei nicht so empfindlic­h“sagt, wenn man ihr mitteilt, dass man auf fremden Sabber im Gesicht gar nicht so steht?

Und noch etwas: Mögen Sie es auch so gern, wenn jemand pseudorhet­orische Fragen stellt, die mit „Mögen Sie es auch so gern“beginnen?

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