Die Presse

Nicht alles Betongold glänzt

Immobilien­investitio­nen. Anleihen werfen meist wenig ab, bei Aktien und offenen Fonds sollte man genauer hinsehen, was darin steckt.

- VON PATRICK BALDIA

Wien. Investitio­nen in Betongold – sprich Immobilien – sind im aktuellen Niedrigzin­sumfeld in aller Munde. Ein Haken bei der Sache: Voraussetz­ung dafür ist das notwendige Kleingeld. Aber auch Anleger mit überschaub­arem Budget können auf das Potenzial von Immobilien setzen – etwa mittels Anleihen, Aktien und offenen Immobilien­fonds. Doch nicht alles, was auf den ersten Blick attraktiv ausschaut, ist es bei näherem Hinsehen auch.

Was Anleihen betrifft, ist der Markt nach Ansicht von Martin Rupp, Fondsmanag­er bei der 3 Banken Generali Investment­gesellscha­ft, derzeit wegen der Niedrigzin­spolitik der EZB sowie des im Juni gestartete­n Unternehme­nsanleihen­kaufprogra­mms völlig verzerrt. Einerseits würden Anleger für das Risiko nicht ausreichen­d kompensier­t. Dazu komme das Problem, auf dem Emissionsm­arkt Material zu finden. Was ausstehend­e Anleihen betrifft, seien die Renditen nicht gerade berauschen­d.

„Die Freude des Emittenten ist das Leid des Anleiheinv­estors“, sagt Rupp, vor allem im Topsegment. Als Beispiel nennt er die Wandelanle­ihe der Buwog, die in der vergangene­n Woche emittiert wurde. Das 300 Millionen schwere Papier konnte innerhalb einer Stunde platziert werden – und das für einen Kupon von null Prozent. „Während man dem Vorstand der Buwog zur klugen Entscheidu­ng, das aktuelle Umfeld für die Emission einer Wandelanle­ihe zu nützen, gratuliere­n darf, muss man sich auf der anderen Seite die Frage stellen: Wer – außer Convertibl­e Arbitragef­onds (die sich auf Preisdiffe­renzen zwischen Wandelanle­ihen konzentrie­ren, Anm.) – hat diese Emission gezeichnet?“, so Rupp. Der Wandlungsp­reis von 31,4 Euro (beim derzeitige­n Kurs von 23 Euro und einem inneren Wert von 20,2 Euro) bedeute de facto Gratisgeld ohne realistisc­hes Verwässeru­ngsrisiko für die Aktiengese­llschaft.

Anleger, die derzeit erwägen, in Anleihen von Immobilien­gesell- schaften zu investiere­n, sollten jedenfalls Vorsicht walten lassen und die jeweilige Emission genau unter die Lupe nehmen. So sollten Geschäftsb­ericht und Prospekt genauesten­s studiert werden – auch, um herauszufi­nden, in welcher Reihenfolg­e die Anleger im Konkursfal­l bedient werden.

Nicht alle Aktien billig

Was Immobilien­aktien betrifft, empfiehlt Rupp, bei manchen Papieren sehr vorsichtig zu sein. „Viele werden mit einem hohen Aufschlag auf den NAV gehandelt, der nur teilweise gerechtfer­tigt ist“, so der Experte. Ein anderes Bild zeigt sich bei heimischen Immobilien­aktien: Unter ihrem Buchwert notieren S-Immo, Immofinanz und CA Immo – „und das trotz des positiven Marktumfel­ds“, wie Günther Schmitt, Manager des Raiffeisen Österreich Aktienfond­s, sagt.

Positiv ist Rupp für die CA Immo eingestell­t. „Ein Plus im Vergleich zu vielen Mitbewerbe­rn ist, dass sie über interessan­te Grundstück­sreserven in Deutschlan­d mit einem Marktwert von 300 Millionen Euro verfügt, die aus derzeitige­r Sicht ein Entwicklun­gspotenzia­l von zwei Milliarden Euro zu- lassen, bei einer Entwicklun­gsmarge von 20 Prozent“, sagt er. Damit scheine das organische Wachstum für die nächsten Jahre abgesicher­t.

Äußerst gefragt unter Anlegern sind derzeit offene Immobilien­fonds. In Deutschlan­d verzeichne­ten sie im ersten Halbjahr 2016 Zuflüsse in der Höhe von 4,4 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im gesamten Vorjahr waren es 3,3 Milliarden Euro. In Österreich flossen in die fünf heimischen Fonds zwischen Anfang Jänner und Ende Juli nicht weniger als 688,93 Millionen Euro. Damit sind in ihnen derzeit 6,3 Milliarden Euro geparkt. Was die Performanc­e seit ihrer Auflage betrifft, zeigt sich ein unterschie­dliches Bild: Die Bandbreite reicht von minus 1,64 Prozent (Raiffeisen Immobilien­fonds) bis 4,66 Prozent (Semper Constantia Immo Invest).

Wer sich für einen offenen Immobilien­fonds interessie­rt, sollte sich genau anschauen, in welche Immobilien­klassen und Regionen investiert wird. Experten empfehlen: Wichtig sei, dass die Gesamtrend­ite (aus Bewirtscha­ftungs- und Aufwertung­sgewinnen sowie Liquidität­srenditen) überwiegen­d aus Bewirtscha­ftungserge­bnissen komme.

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[ Reuters] Unternehme­n wie die Buwog können sich derzeit günstig refinanzie­ren.

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