Mit gutem Gefühl ins Tal hinunterradeln
Sport. Drei leidenschaftliche Linzer Radfahrer waren mit der Bauweise von Teleskopsattelstützen unzufrieden. Sie gründeten eine Firma und entwickelten eine neue Bauweise, die Mountainbiken sicherer und bequemer machen soll.
Wer die Talfahrt mit seinem Mountainbike ohne Salto vorwärts plant, steht auf. Nur so bringen abwärts Radelnde den Körper zentral über das Rad und den Schwerpunkt nach unten, um spontan eingeleitete Flugmanöver des Hinterreifens abzuwenden. Das Problem: Sitzt man dann mehr oder weniger hinter dem Sattel, kann dieser hochsensiblen Körperregionen in die Quere kommen. Vor allem männliche Fahrer möchten sich ein übersehenes Hindernis in dieser Position erst gar nicht ausmalen.
In der Szene haben sich deshalb in den vergangenen Jahren sogenannte Teleskopsattelstützen durchgesetzt: per Seilzug oder Hydraulik ermöglichen sie es, den Sattel bequem vom Lenker aus nach unten zu verstellen – für mehr Bewegungsfreiheit und ein sichereres Gefühl beim Talwärtsrauschen. Eine Gasdruckfeder hebt den Sattel vor dem Bergauffahren wieder nach oben. Allerdings fanden die drei leidenschaftlichen Biker des Start-ups Eightpins die Ausführung dieser Teleskopsättel nicht optimal. „Das Problem war, dass diese Sattelstützen eine Mischung aus Bürostuhl und einem sehr alten Fahrradstandard sind“, erklärt Andreas Haimberger, einer der drei Köpfe.
Mit dem Gesäß verstellen
Gemeint ist das bis ins Jahr 1890 zurück verfolgbare Prinzip der Sattelrohrklemme, das die Sattelstütze mit dem Rahmen des Fahrrades verbindet; auch der dafür gebräuchliche Schnellspanner wurde schon 1930 zum Patent angemeldet. In Kombination mit einem Teleskopsattel bringe dies mechanische Probleme mit sich. Vor allem, weil es zweier Rohre bedarf: einem Mantelrohr, das fix im Rahmen klemmt und einem inneren, gezwungenermaßen dünneren Teleskoprohr zum Hoch- und Runterfahren. „Das Rohr ist so chronisch überlastet“, so Haimberger, der selbst noch immer ein bis zwei Mal die Woche auf dem Rad sitzt. Auch die Anpassung an unterschiedliche Körpergrößen war schwierig.
Dieses Branchen-Konzept der 2-fach-Teleskopierung wollen die Tüftler nun nachhaltig durchbrochen haben. Lukas Eberlberger, der Maschinenbautechniker im Team, hat fünf Jahre lang an einer Lösung gefeilt. Die mittlerweile vierte Variante will der bayerische Mountainbikekomponenten-Hersteller Syntace jetzt in einen seiner Rahmen verbauen. Das Partnerunternehmen, das vor allem in Sachen Sicherheitstests unterstützte, nimmt den oberösterreichischen Erfindern ihre ersten 1500 vollintegrierten Vario-Sattelstützen ab.
„Man drückt einfach auf den Knopf, schiebt den Sattel mit dem
für Sättel oder Laufräder gehen auf den italienischen Erfinder und Radrennfahrer Tullio Campagnolo zurück. Im November 1927 wollte er bei einem Rennen in den Dolomiten den Gang wechseln, dazu musste er damals noch das Hinterrad umdrehen. Als das Feld vorüberzog, soll er geflucht haben: „Hier muss sich etwas ändern!“ Gesäß nach unten, und dort wo man auslässt, bleibt der Sattel stehen“, bringt Haimberger die Funktionsweise der neuen Technologie auf den Punkt. Sattelklemme und Mantelrohr sind überflüssig; per Steckachse ist die Sattelstütze direkt im Fahrradrahmen fixiert. Für eingefleischte Biker ist das der Clou: Je nach Körpergröße und Fahrstil lassen sich die Höhe des Sattels und der Hub getrennt voneinander einstellen. Vor allem kleineren Fahrern hilft das: Für sie war der Hub herkömmlicher Modelle bislang oft zu groß, sodass die obere Sattelposition nicht tief genug zu justieren war.
Einen Entwicklungsschub schreibt das Start-up, zu dem auch Grafikdesigner Patrick Buchberger gehört, der Preseed-Förderung durch das Austria Wirtschaftsservice zu. Dass der Sitz ihrer Firma mit Linz nicht gerade im Mountainbikekernland liegt, sei übrigens ein Vorteil: Im nahen Hügelland wechseln Berg- und Talstrecken öfter als im hochalpinen Gebiet. Ideal für Testfahrten.