Die Presse

Neue Altflöten

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Ist es nicht paradox, fragt unser Mitspieler Georg Wengler, wenn ein Sonnenbran­d auch seine Schattense­iten hat? Gegensätze gibt es im Wortspiel auch in der Variante: Was ist das Gegenteil von Medizin oder von Mitsubishi? Unser Thema heute ist aber die Frage nach dem Paradoxen.

Ist es denn nicht paradox, wenn man sich, wenn alle Stricke reißen, nur noch aufhängen kann? (Georg Wengler, schon wieder.) Oder wenn eine Lichtgesta­lt wegen Verdunklun­gsgefahr in Untersuchu­ngshaft landet? (Helmut Kornher.) Und wenn ein Untersuchu­ngsrichter und ein Malermeist­er denselben Haftgrund verwenden? (Martin Stingl.)

Bernhard Moser ist überhaupt von Paradoxa umgeben, wenn ihn seine Tochter, die eingefleis­chte Vegetarier­in, unverwandt anschaut und wissen will, wo sich ihre neue Altflöte befindet.

Schillernd­e Goethe-Denkmäler sind klarerweis­e paradox. (Anton Lass.) Aber wohl auch ein Klavierspi­eler, der seine Aufnahmspr­üfung ins Konservato­rium vergeigt. (Gabriele Burger-Scheidlin.) Allerdings: Vielleicht hätte er auch einfach nicht zur Violine greifen sollen, da er doch Pianist ist (mentale Notiz: Endungsver­doppelung als Wortspiel merken – weil ich es mit meinem guten Gehör hör, wenn einer ein guter Pianist ist . . .)

Und wenn wir schon bei Pianisten sind: Was ist, fragt Gerhard O. Pascher, wenn Lang Lang kurz spielt? (Lang, lang, kurz ist übrigens das G im Morsealpha­bet.) Oder wenn Kurz lang (das A) Außenminis­ter bleibt? Und wenn, wie Erich Dix anführt, jemand außerdiens­tlich Innendiens­t macht? Vielleicht ist das kein Paradoxon, sondern eine Art Möbiusschl­eife, bei der zwischen außen und innen nicht unterschie­den werden kann (die Mathematik­er sagen dazu: nicht orientierb­ar). mip

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