Hotelumbau in Rekordzeit
Hausgeschichte. Das Designhotel Le M´eridien Vienna erhielt nicht nur ein neues Gesicht, sondern auch eine neue Adresse für den Haupteingang.
Vor 13 Jahren eröffnete das Le Meridien´ an der Wiener Ringstraße als erstes Arthotel der Stadt. Nach der Neuübernahme durch den Betreiber Munich Hotel Partners GmbH (MHP) im Februar 2016 stand im Sommer eine Sanierung auf dem Programm. Zwei Monate und zwei Tage – keinen Tag länger hatte Architekt Stephan Ferenczy von BEHF für den Umbau Zeit. Noch dazu wurde bei laufendem Hotelbetrieb umgebaut. „Nennen wir die Zeitvorgabe extrem sportlich“, drückte es Ferenczy charmant aus. „Wir benötigten jede Sekunde.“Fertig geworden ist man am Tag, oder besser gesagt in der Stunde der angesetzten Eröffnungsfeier am 19. 9. um 19 Uhr.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Le Meridien´ strahlt mit neuem Stil, neuem Design, neuem Restaurant, neuer Bar und neuer Adresse, denn der Haupteingang wurde auf den Robert-Stolz-Platz verlegt und hebt die kulturgeschichtliche Bedeutung des Standortes zwischen den beiden Dichterdenkmälern Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich von Schiller hervor. „Der weitläufige Eingang mit seiner bühnenhaften Beleuchtung soll bewusst an Kinos und Musicaltheater der 1950er-Jahre in Paris und New York erinnern“, erklärt der Architekt. „In dem atmosphärischen Licht fühlen sich die ankommenden Gäste wohl. Unterschied zu den 1950er-Jahren: Wir verwenden modernstes LEDLicht, das kaum Strom verbraucht und keine Wärme erzeugt.“Durch ein großformatiges Messing-Flügeltürpaar gelangt der Gast in die große, offene, mit Travertin verkleidete Hotelempfangshalle.
„Die Hauptherausforderung für BEHF beim Umbau von Le Me-´ ridien war, die Struktur neu zu denken“, so Ferenczy. „Sich nicht nur über ein paar Farben und Stühle zu unterhalten, sondern ein Gebäudeensemble an der Ringstraße mit Blick zur Akademie der bildenden Künste neu auszurichten.“Als Ar- chitekt habe er sich wohlgefühlt, denn „der Auftraggeber war bereit und offen, sich mit den Gedanken auseinanderzusetzen, die Architekten beitragen“. Als Ziel gab Direktorin Gabriela Benz den Leitsatz: „Find something you weren’t looking for“vor – sprich, einen Ort zu schaffen, der eine Brücke schlägt zwischen Alt und Neu, Kunst und Technik, internationalem Hotel und regionalem Treffpunkt. So referenziert das Konzept an den Wiener Salon in einer zeitgenössischen Übersetzung. Diese Verweise erkennt man etwa an üppigen Stoffen und schimmernden Oberflächen. In der Verlängerung der Eingangshalle liegt leicht abgesenkt das neue, mit Pflanzen begrünte Gartenhof-Restaurant You. Für das Lichtkonzept war Christian Ploderer verantwortlich. Er spielt über dimmbare Glasdächer mit den Tageszeiten und den jeweils wechselnden Lichtquellen. „Im Essbereich setzen wir auf das Prinzip: kleine Einzeltische, die man zu möglichst großen Tafeln zusammensetzen kann. Wir haben darauf geachtet, dass kein Platz benachteiligt wird, jeder Sitzplatz ein offenes Blickfeld hat und attraktiv ist.“
Kassetten und Kontraste
Die bisherige Eingangshalle des Hotels wurde zur Interaction-Zone umgebaut, mit der von allen Seiten begehbaren Latitude-Bar. Die Drehtür des ehemaligen Haupteingangs auf der Ringstraßenseite wich einem reduzierteren Eingang, der besser zum Maßstab des Hauses passt. Im Gegengewicht zum weißen Boden sind die Wände und Decken grün. „Die Komposition von verschiedenen Farbnuancen lässt den Raum bei unterschiedlichen Lichteinflüssen, Tageszeiten und Jahreszeiten jeweils anders zur Geltung kommen“, schildert der Architekt. Zudem gesellen sich zu glatten Flächen auch Kassetten an Decken und Wänden, was einerseits die Akustik optimiert, andererseits in ihrer Anmutung und Aufteilung an klassische Wandverkleidungen der ursprünglichen RingstraßenpalaisAusstattung erinnert.
Die Umbaukosten beliefen sich auf rund 2,8 Mio. Euro, wovon viele Kostenfresser für den Betrachter nicht sichtbar sind, da es sich vor allem um technische, strukturelle Erneuerungen handelt. Bei einem Ringstraßengebäude spielt noch dazu bei jeder Veränderung der Denkmalschutz eine Rolle. Mit Lösungen wie den schwarzen, fensterladenartigen Lamellen vor den großen Lüftungsöffnungen im Erdgeschoß zeigte sich das Bundesdenkmalamt jedenfalls zufrieden.