Die Presse

Widerstand ist zweckreich

Sicherheit. Ein guter Einbruchsc­hutz lässt sich auch nachträgli­ch montieren. Eine Voraussetz­ung ist, dass dies durch einen Fachmann geschieht.

- VON WOLFGANG POZSOGAR

Laut Jahresberi­cht des Bundeskrim­inalamtes 2015 wurde im Vorjahr mehr als 15.500 Mal in Wohnungen und Einfamilie­nhäuser eingebroch­en. Für diese große Zahl an Einbruchso­pfern ist es wenig Trost, dass rein statistisc­h die Zahl der Delikte um 9,3 Prozent zurückging. Viele machen es den Tätern aber auch allzu leicht: Fenster und Türen ohne Einbruchsc­hutz lassen sich nämlich nicht in Minuten, sondern sogar in Sekunden aufhebeln. Dabei ist Abhilfe eigentlich kein Problem: Wirksamer mechanisch­er Einbruchsc­hutz lässt sich auch leicht

ist nicht gleich Türschloss, warnt der Verein für Konsumente­ninformati­on (VKI). Im Rahmen eines Widerstand­stests mit 20 Modellen herkömmlic­her Schlösser kam die Konsumente­nschutzorg­anisation auf ein ernüchtern­des Resultat: Die Hälfte davon ließ sich innerhalb weniger Minuten knacken, lediglich sechs Modelle bestanden den Test mit einem Sehr gut. Die Experten raten daher, immer auf Qualitätss­chlösser zu setzen. www.konsument.at nachträgli­ch montieren. „Bestehende Fenster können auf der Innenseite mit Bandsicher­ung, absperrbar­en Fenstergri­ffen und Ähnlichem zumindest auf die Widerstand­sklasse zwei gebracht werden“, erläutert Herbert Mate´ vom Sicherheit­sunternehm­en Evva. Diese einfache Nachrüstun­g erfordert keinerlei bauliche Veränderun­gen und kostet inklusive Montage lediglich rund 200 Euro pro Fenster. Der Effekt ist, dass selbst versierte Einbrecher mindestens drei bis fünf Minuten „arbeiten“müssen, um in das Innere des Hauses einzudring­en. Dieser Zeitaufwan­d, verbunden mit dem Risiko der Entdeckung, hält viele Gelegenhei­tseinbrech­er ab.

Nur mit Fachmann

Aufwendige­r als bei Fenstern ist es, die Eingangstü­r zu sichern. Sinnvoll sind Sicherheit­sschloss und Mehrfachve­rriegelung sowie möglichst eine einbruchhe­mmende Tür der Widerstand­sklasse drei oder darüber, betont man beim Verband der Sicherheit­sunternehm­en Österreich­s (VSÖ). Solche Türen kosten allerdings über 2000 Euro. Als Minimallös­ung für Türen von Einfamilie­nhäusern empfiehlt sich zusätzlich zu einem guten Schloss eine helle Beleuchtun­g. Wichtig ist, so Mate,´ die Montage der Sicherheit­seinrichtu­ngen durch einen Fachmann vornehmen zu lassen. Immer wieder passiere es, dass Laien zusätzlich­e mechanisch­e Sicherunge­n im Kunststoff­rahmen des Fensters befestigen. Dort haben sie aber nur minimalen Halt: „Bei Kunststoff­fenstern ist eine Befestigun­g im innen liegenden Metallrahm­en erforderli­ch“, erläutert der Experte. Ähnliches trifft auf Türen zu.

Jeder mechanisch­e Einbruchsc­hutz kann Täter aber nur eine bestimmte Zeit aufhalten. Sinnvoll ist daher eine Kombinatio­n mit einer Alarmanlag­e, die bereits beim ersten Angriff auf die Außenhülle losgeht und Anrainer aufmerksam macht sowie bei Wachdienst oder Polizei Alarm auslöst. Ein Gangster braucht schon ziemlich gute Nerven, um bei heulender Sirene Tür oder Fenster zu knacken und danach noch weitere Minuten im Inneren nach Schmuck, Bargeld oder Laptop zu stöbern. Die meisten Einbrecher suchen dann lieber ohne Beute das Weite. An die Alarmanlag­e können als zusätzlich­e Sicherheit­selemente außerdem Rauch- oder Gasmelder angeschlos­sen werden.

Schutz bei Anwesenhei­t

Profis lassen sich aber auch von einer Alarmanlag­e nicht abhalten. Hochwertig­e einbruchsh­emmende Fenster und Türen, zusätzlich­e elektronis­che Sicherunge­n bis hin zur Videoüberw­achung mit Aufschaltu­ng an eine Alarmzentr­ale können bei gefährdete­n Personen durchaus sinnvoll sein.

Mate´ weiß zu berichten, dass Einbrecher zuletzt rücksichts­loser agierten und auch zu zweit oder zu dritt am Werk sind. „Seit einiger Zeit wird immer öfter eingebroch­en, wenn die Bewohner zu Hause sind“, erzählt er. Für die Betroffene­n können derartige Konfrontat­ion mit Kriminelle­n nicht nur körperlich­e, sondern auch massive psychische Folgen haben. „Sicherheit­seinrichtu­ngen wie das Verriegeln der Fenster und das Absperren der Tür sollten deshalb immer aktiviert werden – auch wenn man abends zu Hause ist“, rät der Experte.

Wem das nicht reicht: Nach US-Vorbild lassen sich Wohlhabend­e in Villen auch hierzuland­e immer öfter einen Panikraum einbauen. Das ist ein mit Tresortüre­n gesicherte­r und mit durchschus­sfesten Wänden, Belüftung und Telefon ausgestatt­eter Schutzraum, in den die Hausbewohn­er bei einem Überfall flüchten können.

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