Die Presse

Eine Idee, die beim Duschen entstand

Porträt. Thomas Grüner war Unternehme­nsberater, ehe er sich mit Aroma-Duschtabs selbststän­dig machte: Einer Idee, die viel mit Nespresso und ein klein wenig mit Christoph Waltz zu tun hat.

- VON MICHAEL KÖTTRITSCH SAMSTAG/SONNTAG, 24./25. SEPTEMBER 2016

Man darf schon ein bisschen skeptisch sein. Schließlic­h gibt es zu jedem Thema eine Studie: Eine besagt, dass 72 Prozent aller Menschen ihre besten Ideen unter der Dusche haben. 14 Prozent sogar würden nur duschen, damit sie auf neue Ideen stoßen.

Wie auch immer: Die Geschäftsi­dee von Thomas Grüner (31) entstand tatsächlic­h beim Duschen. Und zwar in der Zeit, als er als Unternehme­nsberater für Merger & Acquisitio­ns sich mit den Investment­bankern ein Match darüber lieferte, wer am Abend das Licht länger brennen hatte. Wenn er dann an seinem Haupteinsa­tzort, Frankfurt, zurück ins Hotel kam, dann war der Spabereich meist schon geschlosse­n. Zum Leidwesen des Saunafans.

Also beschloss der gebürtige Südtiroler, das ätherische Zirbenöl, das er für einen Saunaaufgu­ss mitgebrach­t hatte, eben in die Dusche zu träufeln. Der Duft sei herrlich gewesen, sagt Grüner, hatte sich aber auch sehr rasch wieder verflüchti­gt. Da kam ihm die Idee, das Öl in eine Kapsel zu pressen, die auf dem Duschboden liegend das Aroma sukzessive abgibt.

Auslöser Karrierege­spräch

Zündender Moment, diesen Ansatz ganz konkret zu verfolgen, war ein internes Karrierege­spräch zum Thema „Selbstverw­irklichung am Arbeitspla­tz“bei seinem früheren Arbeitgebe­r PwC. Und als ihn dann auch noch sein ehemaliger Studienkol­lege und nunmehrige­r Geschäftsp­artner Thomas Schloss (33) mit einem anderen Studienerg­ebnis zum Thema Duschen in seinem Plan bestärkte, entschied er Anfang 2014, das Projekt zu starten. Die angesproch­ene Studie hat- te nämlich ergeben, dass das Duschen mehr als eine Frage reiner Körperhygi­ene sei: 44 Prozent der Menschen im deutschspr­achigen Raum würden die Dusche vielmehr als Rückzugsor­t erleben. Die Kapsel soll dazu Erholung nach dem Nespresso-Prinzip liefern. Und weil das an sieben Tagen in der Woche passiere und man sich

(31) gründete gemeinsam mit Thomas Schloss (33) die Marke Waltz 7 mit Sitz in Wien. Der Südtiroler, der zunächst als Unternehme­nsberater tätig gewesen war, und der Wiener, der als Jurist gearbeitet hatte, entwickelt­en in einem 18 Monate dauernden Prozess einen sich selbst auflösende­n Aroma-Duschtab, der ein Dufterlebn­is in die Dusche bringt, ohne Haut oder Haare zu parfümiere­n. gleichsam wie im siebenten Himmel fühle, überrascht auch der Produktnam­e Waltz 7 nicht. Waltz schließlic­h ist eine Anspielung auf Wien und den Walzer. „Dank Christoph Waltz ist auch im Ausland die richtige Aussprache kein Problem“, sagt Grüner.

Zwei Schlüsself­ragen

Neben den technische­n Herausford­erungen bei der Produktent­wicklung, erzählt Grüner von zwei kritischen Momenten bei der Gründung. Erstens: „Es war grundsätzl­ich nicht schwierig, Investoren zu finden. Die schwierige Frage war vielmehr: Zu welchem Preis können sie sich beteiligen?“Denn schließlic­h wollte man sich Spielraum für weitere Finanzieru­ngsrunden lassen. Und zweitens: Sich für die richtigen Vertriebsp­artner zu entscheide­n, denn ohne Markt bringe auch das beste Produkt nichts. Mit ihnen kamen die ersten Kunden: Hotelerie, Kreuzschif­fReeder und seit Kurzem auch der Parfümerie-Einzelhand­el.

Vor dem Sprung in die Selbststän­digkeit mit einer eigenen Idee rät Grüner dazu, über das Projekt zu sprechen und genau auf die Reaktionen zu achten: „Sind sie sehr euphorisch oder sehr kritisch, dann lohnt es sich weiterzuma­chen.“Denn dann habe man einen Nerv getroffen und Produkt oder Dienstleis­tung verspreche­n Erfolg.

Und zu noch etwas rät er Junguntern­ehmern: Risikobere­itschaft. Allerdings: Ein gewisses Risiko müssten auch Angestellt­e bei der Wahl des Arbeitgebe­rs tragen, sagt Grüner. Denn wer könne schon sicher sein, dass der Arbeitgebe­r nicht morgen überrasche­nd sein Unternehme­n einstelle.

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[ Stanislav Jenis ] „Duschen ist mehr als eine Frage reiner Körperhygi­ene“, sagt Waltz-7-Gründer Thomas Grüner.

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