Die Presse

Bund plant Budgets mangelhaft

Bericht. Seit 2009 plant der Bund auch für die künftigen Budgetjahr­e. Diese Mittelfris­tplanung sei aber mangelhaft und bringe nicht mehr Sicherheit, so der Rechnungsh­of.

- DONNERSTAG, 29. SEPTEMBER 2016 VON JAKOB ZIRM

Wien. Die Mittelfris­tplanung ist die hohe Kunst der Unternehme­nssteuerun­g. Anders als bei der kurzfristi­gen Planung sind viele konkrete Daten noch nicht vorhanden, anders als bei Langfristp­lanung müssen jedoch bereits konkrete Werte angegeben werden. Das macht die Planung für die folgenden zwei bis fünf Jahre auch so wertvoll. Deshalb gehört sie in großen Unternehme­n bereits seit Jahrzehnte­n zum täglichen Geschäft.

Im Jahr 2009 hat sich der Bund nun ebenfalls dazu entschloss­en, zusätzlich zur jährlichen Budgetplan­ung auch eine mittelfris­tige Betrachtun­g der staatliche­n Ausgaben und Einnahmen zu erstellen. Diese werden seither in den rollierend­en Bundesfina­nzrahmen (Ausgaben) sowie den Strategieb­erichten des Finanzmini­steriums (Einnahmen) jeweils für vier Budgetjahr­e dargestell­t. Der Rechnungsh­of hat nun erstmals überprüft, welchen Erfolg dieses neue Instrument hatte – und ist zu einem unerfreuli­chen Ergebnis gekommen.

Ausgaben deutlich höher als erwartet

Die „Berechenba­rkeit und Nachhaltig­keit der Bundespoli­tik konnte nicht erhöht werden“, so der Rechnungsh­of in seinem am Mittwoch erschienen­en Bericht. Grund dafür ist, dass die Planzahlen zu ungenau waren, um die Planungssi­cherheit zu erhöhen. Dies war vor allem in jenen Jahren der Fall, in denen das konkrete Budgetjahr erstmals geplant worden ist – also etwa 2009, als erstmals für 2013 geplant wurde. Doch genau hier mehr Genauigkei­t zu bringen sei ja der Sinn der Mittelfris­tplanung, so der Rechnungsh­of. Schlussend­lich lagen die Ausgaben des Bundes im Jahr 2013 um 833 Mio. Euro über der erstmalige­n Planung aus dem Jahr 2009 und im Jahr 2014 sogar um 2,4 Mrd. Euro über dem Plan aus dem Jahr 2010.

Es liegt natürlich in der Natur der Sache, dass Planungen mit einem größeren Zeithorizo­nt fehleranfä­lliger sind, da sich äußere Einflüsse verändern können. Allerdings fanden die Rechnungsh­of-Prüfer auch genügend interne Gründe, warum die Planungen nicht hielten, was sie versprache­n. So waren die Mittelfris­tplanungen durch eine Vielzahl an Änderungen gekennzeic­hnet, mitunter wurden Pläne innerhalb eines Budgetjahr­s mehrmals verändert. Und obwohl manche davon absehbar waren, stimmten die verantwort­lichen Minister den – unkorrekte­n – Rahmenplan-Entwürfen im Ministerra­t zu, so der Rechnungsh­of.

Wenig überrasche­nd wurden die Ausgabenpl­anungen in der Regel überschrit­ten. Auch dafür hat der Rechnungsh­of eine Erklärung: „Geplante Einsparung­en konnten zum Teil weder belegt noch konnte nachgewies­en werden, mit welchen konkreten Maßnahmen diese Einsparung­en erreicht werden sollten. Somit war für den RH nicht schlüssig nachvollzi­ehbar, wie diese Vorgaben hätten umgesetzt werden sollen.“

Und auch hinsichtli­ch „Transparen­z und Nachvollzi­ehbarkeit“war die Planung des Bundes „mangelhaft“, so die Prüfer. So wurden Planungsun­terlagen nicht gespeicher­t und Planwerte der Vorjahre mit aktuellen Werten elektronis­ch überschrie­ben, ohne dass die alten Werte irgendwo dokumentie­rt waren.

Einnahmen legten ebenso konstant zu

Vorteilhaf­t für den Bund war lediglich, dass auch bei den Einnahmen die Realität die mittelfris­tige Planung regelmäßig übertraf. Mit Ausnahme von 2009 fiel das Aufkommen aus Steuern und Abgaben jedes Jahr höher aus als ursprüngli­ch geplant. Zwischen 2009 und 2014 stieg es um 24 Prozent, während die Ausgaben lediglich um 7,5 Prozent zulegten.

Blickt man weiter zurück, bis zum Jahr 1995, dann ergibt sich sogar eine Steigerung der Staatseinn­ahmen um 107,3 Prozent von einst 37,9 auf 78,5 Mrd. Euro. Sowohl Verbrauche­rpreisinde­x 1986 (+42,3 Prozent), das BIP (+86,7 Prozent) und verfügbare Einkommen (+79,4 Prozent) wuchsen langsamer, so der Rechnungsh­of. Das eigene Ziel einer Senkung der Abgabenquo­te auf unter 40 Prozent bis 2010 wurde dadurch klar verfehlt.

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