Die Presse

Flüchtling­e sollen nach halbem Jahr arbeiten dürfen

Sozialpart­ner wollen leichteren Zugang zum Arbeitsmar­kt.

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Bad Ischl. Es war einmal . . . Es war einmal ein Treffen der Sozialpart­ner im Herbst 2011 in Bad Ischl. Da forderten die Präsidente­n von Gewerkscha­ft, Arbeiter-, Wirtschaft­sund Landwirtsc­haftskamme­r, dass Flüchtling­e nach sechs Monaten regulär Arbeit annehmen dürfen. Am Donnerstag wiederholt­en die Präsidente­n Erich Foglar (ÖGB), Rudolf Kaske (Arbeiterka­mmer), Christoph Leitl (Wirtschaft), Hermann Schultes (Bauern) beim traditione­llen „Bad Ischler Dialog“diesen Wunsch: Asylwerber müssten nach einem halben Jahr in Österreich regulär arbeiten dürfen, wenn kein anderer Arbeitnehm­er für die Tätigkeit bereitsteh­t.

Der zweitägige Dialog der obersten Arbeitnehm­er- und Arbeitgebe­rvertreter ist heuer ganz dem Thema der Integratio­n von Flüchtling­en und Zuwanderer­n gewidmet. In dem gemeinsame­n Papier treten die Sozialpart­ner generell für Erleichter­ungen für Flüchtling­e beim Zugang zum Arbeitsmar­kt ein, weil das die Chancen auf Integratio­n erhöhe. So wird unter anderem verlangt, dass der seit zehn Jahre geltende Dienstleis­tungsschec­k für Haushaltsh­ilfen auf Asylwerber ausgeweite­t wird. Die ÖVP hat allerdings in der Bundesregi­erung einen diesbezügl­ichen Vorstoß von Sozialmini­ster Alois Stöger (SPÖ) abgeschmet­tert.

Bis 415 Euro dazuverdie­nen

Unterstütz­t werden weiters Bestrebung­en, dass Asylwerber verstärkt gemeinnütz­ige Jobs übernehmen (siehe nebenstehe­nden Bericht). Bei der Entschädig­ung gehen die Sozialpart­ner weiter. Bis zur Geringfügi­gkeitsgren­ze von 415,72 Euro im Monat soll der Zuverdiens­t aus solchen Jobs nicht zur Kürzung der Grundverso­rgung für Asylwerber führen. Die Länder haben sich hingegen am Mittwoch geeinigt, der Zuverdiens­t dürfe pro Monat maximal 200 Euro ausmachen.

Die Sozialpart­ner starten einen neuen Anlauf, damit die von der Koalition beschlosse­ne Ausbildung­spflicht bis zum 18. Lebensjahr auch für junge Asylwerber gilt. Ab dem 15. Lebensjahr sollen Flüchtling­en, bei denen die Wahrschein­lichkeit hoch ist, dass sie den Asylstatus erhalten, alle Lehrstelle­n offen stehen. Möglichkei­ten auf dem Arbeitsmar­kt müssten bei der Aufteilung der Flüchtling­e berücksich­tigt werden, damit weniger Betroffene nach Wien gehen. (red.)

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