Zschäpe bricht ihr Schweigen und verurteilt die Morde
Im Münchner NSU-Prozess verlas die Angeklagte eine kurze Erklärung.
Berlin/München. Nach dreineinhalb Jahren und mehr als 300 Verhandlungstagen im Münchner NSU-Prozess hat die mutmaßliche deutsche Rechtsterroristin Beate Zschäpe ihr Schweigen gebrochen. Sie verlas am Donnerstag eine kurze Erklärung, sehr schnell und mit leiser Stimme.
Sie habe sich früher durchaus mit Teilen des nationalistischen Gedankenguts identifiziert, sagte Zschäpe. Das sei jetzt nicht mehr so. „Heute beurteile ich Menschen nicht nach Herkunft und politischer Einstellung, sondern nach Benehmen.“Die 41-Jährige entschuldigte sich bei den Opfern des „Nationalsozialistischen Untergrunds“und ihren Hinterbliebenen. Und sie verurteile die Taten von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos.
Die beiden Männer, die 2011 tot in einem Wohnmobil aufgefunden wurden, haben laut Anklage zehn Menschen erschossen, neun Unternehmer mit Migrationshintergrund und eine Polizistin, und zwei Sprengstoffanschläge verübt. Ihr Motiv soll Fremdenhass gewesen sein. Zschäpe, die mit beiden lange im Untergrund gelebt hat, ist als Mittäterin angeklagt.
Neue Verteidigungsstrategie
In der ersten Prozessphase hatte sie jede Aussage verweigert. Dahinter stand eine Strategie ihrer Anwälte. Doch mit Fortdauer der Verhandlungen war Zschäpe damit nicht mehr einverstanden. Sie engagierte neue Anwälte. Im Dezember verlas einer ihrer Verteidiger eine Erklärung. Darin behauptete Zschäpe, von den Morden immer erst hinterher erfahren zu haben. Sie beschrieb sich als ohnmächtige Mitläuferin. „Ich fühle mich moralisch schuldig, dass ich zehn Morde und zwei Bombenanschläge nicht verhindern konnte.“(pri)