Das Interesse ist zurück
Ein robustes Wirtschaftswachstum hat die internationale Investorenszene hellhörig gemacht. Die ungarische Hauptstadt erlebt gerade einen bemerkenswerten Bauboom.
Wenn Budapest eine Marke wäre, wie würde sie aussehen? Diese Frage hat sich die Stadtregierung gestellt, die derzeit eine umfassende neue Markenidentität für die ungarische Hauptstadt entwickelt. Engagiert wurde ein Team von Grafikdesignern, um ein neues Wappen, einen Slogan – die „Stadt, die vereint“– und einen 100 Quadratmeter großen Messestand für die Expo Real zu entwerfen. Denn vom 4. bis 6. Oktober steht in München für Budapest viel auf dem Spiel. „Für uns ist es eine Priorität, die Stadt zu einer Zielregion für internationale Immobilienentwicklung und -investitionen zu machen. Der Messestand soll an die weltweite Investorengemeinschaft eine Botschaft senden“, erklärt Robert Heffner, Berater des Präsidenten der Hungarian Investment Promotion Agency (Hipa) und ergänzt: „Für den Immobilienmarkt in Ungarn sind die düsteren Jahre eindeutig vorüber.“
Alle Segmente im Aufschwung
Fakt ist, dass der ökonomische Aufschwung in Ungarn tatsächlich die Basis für einen neuen Aufbruch sein könnte. Über 2,5 Prozent soll laut den Analysten von Germany Trade & Invest (GTAI) das Wirtschaftswachstum 2016 und 2017 betragen. Die internationale Investorenszene ist seit einiger Zeit hellhörig geworden, die Beispiele für größere Projekte und Deals häufen sich.
Erst vor wenigen Wochen hat etwa die CA Immo mit den Millennium Towers in Budapest ein 70.400 Quadratmeter fassendes Büroensemble erworben. Das Transaktionsvolumen für die direkt am Donauufer gelegene, voll vermietete Immobilie, die einen jährlichen Mietertrag von rund zwölf Millionen Euro aufweist, liegt bei 175 Millionen Euro. „Wir sehen derzeit eine äußerst positive Dynamik auf dem Budapester Immobilienmarkt, der einer der wichtigsten Kernmärkte für unsere Gruppe ist“, heißt es aus der Vorstandsetage, die sich zuversichtlich zeigt, „dass jetzt ein guter Zeitpunkt im Immobilienzyklus ist, um in dieser Region langfristig angelegte Investments zu tätigen.“
Schließlich vermietet sich Budapest derzeit ziemlich gut. Allein im ersten Halbjahr 2016 schloss die CA Immo in der ungarischen Kapi- Anfang Oktober präsentiert sich die Stadt Budapest auf der Expo Real 2016 mit neuem Wappen und Slogan in frischen Gewändern. Den zu erwartenden rund 40.000 Besuchern in München soll das Bild einer Metropole gezeigt werden, die in allen Immobiliensegmenten in Aufbruchstimmung ist.
und Deals im Bereich Hotel, Büro und Wohnen scheinen es zu bestätigen: Das Interesse an Budapest und am ungarischen Markt kehrt zurück. tale Mietverträge über insgesamt rund 15.000 Quadratmeter Bürofläche ab. Ähnlich positive Nachrichten hat auf dem Bürosektor IG Immobilien zu vermelden. 2009 wurde von dem Unternehmen, das als Entwickler und Eigentümer fungiert, an der Adresse Va´ci u´t 33 ein neunstöckiges Bürogebäude der Kategorie A mit einer markanten Stahl- und Glaskonstruktion fertiggestellt. „Seit Juli 2016 sind die 16.700 Quadratmeter nunmehr zu 100 Prozent vermietet“, freut sich IG Immobilien-Geschäftsführer Hermann Klein. Mit der IC Development wird ein weiteres österreichisches Unternehmen – bekannt für Projekte wie das Viertel Zwei in Wien – in Budapest gerade aktiv. Bis Herbst 2017 entstehen 418 Studentenapartments direkt neben der Semmelweis-Universität, einer der größten Universitätsstandorte der Stadt. Für den Betreiber, Milestone, der sich im Bereich Student Housing im Premiumsegment bewegt und bereits aktuell über rund 1300 Apartments verfügt, ist der Schritt nach Ungarn die erste Expansion ins Ausland.
Auch für die Hotelinvestoren scheint Budapest wieder attraktiv zu werden. Im Stadtzentrum schießen neue Häuser gerade wie Pilze aus dem Boden. Im Entstehen sind Luxusherbergen, wie etwa das Fünf-Sterne-Hotel Ritz-Carlton, aber auch zahlreiche Objekte günstiger Preiskategorien. Die weitere Projektpipeline ist lang. „Bis zum Jahr 2019 darf mit mehr als 1000 neuen Hotelzimmerkapazitäten in der ungarischen Hauptstadt gerechnet werden“, glaubt Attila Radvanszki, Branchenexperte beim Consultingunternehmen Horwath HTL. Zu den größten künftigen Vorhaben zählt laut GTAI der Umbau des Pariser Hofs (Parizsi udvar) in eine Hotel- und Geschäftsanlage. Die Investorengruppe stammt aus dem arabischen Raum, im Hotelsegment kein Einzelfall.
Wohnimmobilien teurer
Die weltweite Hypothekenkrise von 2007 scheinen die Ungarn auch auf dem Wohnsektor langsam, aber sicher hinter sich zu lassen. So stiegen laut Analyse der ungarischen Hypothekenbank FHB die Preise für Wohnimmobilien im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 14 Prozent, was den größten Anstieg in einem Mitgliedstaat der Europäischen Union darstellt.
Um den Bau von Wohnimmobilien zu fördern, hat die Regierung vor Kurzem den Mehrwertsteuersatz für Bautätigkeiten von 27 Prozent auf fünf Prozent gesenkt und die Förderungen für den Eigenheimerwerb erhöht. Wer sich aktuell in Budapest eine Wohnung kaufen möchte, ist im internationalen Vergleich freilich immer noch günstig dran. Für 200.000 Euro bekommt man laut Deloitte Property Index 2016 im Schnitt 162 Quadratmeter. Zum Vergleich: In der Londoner City sind es gerade einmal elf, in Wien 51 Quadratmeter.