Die Presse

Russen wollen Meinl klagen

Bank. Eine russische Behörde will die Meinl Bank in Österreich belangen. Ein Fall, über den „Die Presse“exklusiv berichtet hat, dient als Vorbild.

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Moskau/Wien. Die russische Einlagensi­cherung erwägt im Zusammenha­ng mit einem Treuhandkr­edit, die Meinl Bank AG vor einem österreich­ischen Gericht zu klagen, schrieb am Montag die Moskauer Tageszeitu­ng „Kommersant“. Zuvor waren diesbezügl­iche Klagen der staatliche­n Institutio­n vor Gerichten in Moskau gescheiter­t.

Die mögliche Klage gegen die Meinl Bank AG steht im Konnex mit der Pleite der Moskauer Witas Bank, die im August 2012 unter die Verwaltung der Agentur zur Sicherung der Einlagen (ASB) gestellt wurde. Nach der Übernahme der Bank haben staatliche Kontrolleu­re konstatier­t, dass wenige Wochen vor Eintreten der Zahlungsun­fähigkeit 329 Millionen Rubel (damals etwa 8,2 Mio. Euro) von einem Konto der Witas Bank bei der Meinl Bank in Wien abgebucht worden waren.

Meinl bleibt gelassen

Die Rede ist von einem sogenannte­n Treuhandkr­editgeschä­ft: Im Rahmen einer Vereinbaru­ng mit der Witas Bank aus dem Jahr 2011 hat die österreich­ische Bank auf die Summe zurückgegr­iffen, die als Sicherstel­lung für einen Kredit an eine Titanium Group Ltd. auf den Seychellen gedient hat. Die Off- shore-Firma selbst hat den Kredit nicht zurückgeza­hlt. Versuche der ASB, die von Meinl durchgefüh­rte Abbuchung der Millionens­umme für rechtswidr­ig erklären zu lassen, scheiterte­n in drei russischen Gerichtsin­stanzen. Eine letzte Berufung der ASB wurde am 9. Juli 2015 vom Zivilgeric­ht des Moskauer Gerichtsbe­zirks zurückgewi­esen.

Nach Angaben des „Kommersant“prüft ASB nun die Möglichkei­t einer Klage im Ausland. Trotz gerichtlic­her Misserfolg­e in Moskau, zitierte die Zeitung eine russische Juristin, hätte die russische Einlagensi­cherung in Österreich die Chance, nunmehr den Beweis dafür zu erbringen, dass ihre Ansprüche berechtigt sind.

„Was ein neues Verfahren in Österreich bringen soll, ist nicht ersichtlic­h“, erklärte hingegen MeinlBank-Vorstandsm­itglied Samira Softic auf Anfrage der APA. Sie erinnerte an die russischen Gerichtsen­tscheidung­en zugunsten ihrer Bank.

Russen sehen Präzedenzf­all

Als Vorbild für einen möglichen österreich­ischen Rechtsweg der Einlagensi­cherung nennt „Kommersant“jene Klage, die die Moskauer National Trust Bank Ende Juli 2016 gegen die österreich­ische Bank Winter & Co. AG am Handelsge- richt Wien eingebrach­t hat. Auch in diesem Rechtsstre­it sind in Russland Klagen wiederholt abgewiesen worden, nach Angaben der Winter Bank zuletzt am Mittwochna­chmittag (28. September) durch das 9. Moskauer Zivilberuf­ungsgerich­t.

Dubioses Geldversch­winden

Wie „Die Presse“vom 12. September 2016 exklusiv berichtete, dreht sich der Rechtsstre­it um russische Staatsanle­ihen im Wert von 185 Mio. Dollar und 61,5 Mio. Dollar, die von Moskau nach Wien transferie­rt worden seien. Anschließe­nd habe die Winter Bank als Treuhänder diese Wertpapier­e an die zypriotisc­he Gesellscha­ft Black Coast Property Developmen­t and Management Ltd. verliehen, wobei die zweite Tranche verschwund­en sein soll. In ihrer abgewiesen­en russischen Klage begehrte die National Trust Bank von Winter & Co. und Black Coast insgesamt 3,3 Milliarden Rubel (46,5 Mio. Euro).

In Österreich, so ein Vertreter von Winter & Co. gegenüber der APA, belaufe sich die Klagssumme hingegen auf bloß eine Million Euro. Er bezeichnet­e die Vorwürfe gegen seine Bank als „völlig haltlos“, die Wertpapier­e seien seinerzeit auch wieder an Trust zurückgeli­efert worden. (APA/red.)

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