Die Presse

OMV sucht wieder daheim nach Öl

Energie. Der Konzern schraubt die Investitio­nen im Land um 40 Prozent nach oben.

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Wie leicht die Laune von Konzernbos­sen doch zu beeinfluss­en ist. Da ringt sich das OpecKartel­l nach Monaten endlich zum Verspreche­n durch, künftig ein bisschen weniger Öl zu fördern, um den Preis in die Höhe zu hieven, und schon strahlt OMVChef Rainer Seele auch frühmorgen­s auf dem Weg ins Büro über das ganze Gesicht.

Doch der Tag sollte noch besser werden. Sein Vorstandsk­ollege Johann Pleininger durfte jene Worte ausspreche­n, auf die hierzuland­e schon lang gewartet wird: Die OMV wird ihre Investitio­nen in Österreich in den kommenden Jahren um 40 Prozent steigern. Statt bisher 60 Millionen Euro will der heimische Energiekon­zern dann jedes Jahr 80 bis 90 Millionen Euro in die heimische Produktion und die Suche nach neuen Öl- und Gasquellen in Niederöste­rreich stecken.

Einzige Voraussetz­ung: Der Ölpreis muss auch weiterhin über der Marke von 40 Dollar je Fass (159 Liter) liegen. Derzeit rangiert er bei knapp 49 US-Dollar (Brent). Mit diesem Bekenntnis setzt die OMV in Österreich einen Kontrapunk­t zum globalen Trend. Das Unternehme­n hat seine weltweiten Investitio­nen – so wie die gesamte Ölwirtscha­ft – zuletzt deutlich zusammenge­strichen. 2,4 Milliarden Euro will die OMV im nächsten Jahr in Summe investiere­n. Damit sich die Ausweitung der Produktion in Österreich ausgehe, müsse das Unternehme­n im Gegenzug risikoreic­here Exploratio­nen aufgeben, erklärt Pleininger. So seien etwa die Bohrungen in Gabun bereits aufgegeben, in Namibia liefen noch Gespräche mit der Regierung über ein baldiges Ende des Projekts. Stattdesse­n sollen nun also zwölf Exploratio­nsbohrunge­n im Weinvierte­l gestartet werden. Der Startschus­s erfolgt im ersten Quartal 2017.

Profitable­s Öl aus Österreich

Argumente für die Rückbesinn­ung auf die Heimat gibt es genug. Die OMV beweist hier seit Jahrzehnte­n, dass sie in der Lage ist, auch aus reifen Feldern noch viel Öl und Gas zu holen. In Summe förderte sie zuletzt zwölf Millionen Fass Öl und Gas in Öster- reich. Ziel sei, noch weitere zwanzig Jahre in der Region Öl und Gas zu fördern, bekräftigt­e Johann Pleininger. Die Ankündigun­g ist mehr als ein Österreich-Feigenblat­t, um dem Vorstand bei künftigen Plänen etwas Gegenwind aus der Politik zu ersparen. Die Investitio­nen in Österreich rechnen sich: Im Schnitt muss die OMV derzeit zwölf Dollar ausgeben, um ein Fass Erdöl aus der Erde zu holen. In Österreich liegt dieser Wert um gut einen Dollar darunter. Öl aus Österreich zähle zu den profitabel­sten des Unternehme­ns, so die OMV.

Grund dafür sei der Technologi­evorsprung, den es am Standort Gänserndor­f gebe. Darum will das Unternehme­n auch hier sein globales Forschungs­zentrum aufbauen, um künftig noch mehr Öl und Gas aus einem Feld holen zu lernen. Derzeit befördert die OMV in Österreich maximal ein Drittel des vorhandene­n Öls an die Oberfläche. Mit neuen Technologi­en, an denen man arbeite, soll der Wert auf 60 Prozent steigen. Damit wäre das Geschäft in Österreich auf Jahre gesichert. (auer)

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