Die Presse

Brik braucht viele Menschen

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und wagten den Neustart: Neues Management, neue Fabrik, neuer Standort. Seit September läuft die „Produktion 4.0“in Kottingbru­nn.

Ein Drittel schneller arbeiten

Wer sich hier menschenle­ere Hallen voller Roboter erwartet hat, wird enttäuscht. An jeder Ecke sind Arbeiter damit beschäftig­t, Maschinen zusammenzu­bauen. Im Hintergrun­d ist jedoch „alles anders“, erklärt Geschäftsf­ührer Wolfgang Meyer. Während früher quasi jede Schraube händisch aus dem Lager geholt werden musste, sind die meisten vorbereite­nden Handgriffe heute automatisi­ert. Ingenieure planen die Maschinen zwar noch am Computer, aber dann greift schon das Programm ein: Es bestellt die notwendige­n Teile, erstellt ein interaktiv­es 3-D-Modell als Bauplan und liefert alle Teile im richtigen Moment an den Arbeitspla­tz. Das erspart Zeit und Fehler. Jede Maschine durchläuft etliche Stationen. An jeder weiß sie genau, wie viele Menschen gerade notwendig sind, um die hier vorgesehen­en Schritte auszuführe­n, und plant auch gleich deren Dienstplän­e entspreche­nd.

Derartige Taktfertig­ungen sind bei Produzente­n von Massenware nichts Neues. Bei Unternehme­n wie Maplan, wo jede erzeugte Maschine ein Unikat ist, allerdings schon. Die Sorgen der Maplan-Arbeiter, nur noch am Fließband zu stehen, waren groß, räumt Eigentümer Philippe Soulier ein. Letztlich sind 90 Prozent dennoch mitgegange­n. „Ich bin stolz, dass wir wegen der Digitalisi­erung keinen einzigen Mitarbeite­r entlassen mussten.“Möglich sei das nur, weil Maplan heute, dank digitaler Unterstütz­ung, ein Drittel schneller arbeite – und ausreichen­d Kunden da sind, um diese gewonnenen Kapazitäte­n auch zu nutzen.

„Weltfremde Regulierun­gen“

Für die Souliers hat sich die zwölf Millionen Euro schwere Investitio­n in jedem Fall gelohnt. Schon im Vorjahr sprang der Umsatz auf 45 Millionen Euro. Und das Potenzial, die Fertigung etwa mit Roboterarm­en weiter zu beschleuni­gen, sei groß, schwärmen sie. Über die Pläne der SPÖ, Unternehme­n dafür mit einer „Maschinens­teuer“zu belegen, will Firmenchef Wolfgang Meyer „nicht einmal nachdenken“. Schon heute machten es „weltfremde Regulierun­gen“Unternehme­rn schwer genug, in Österreich zu bleiben und Mitarbeite­r etwa dann zu beschäftig­en, wenn es auch etwas zu tun gebe.

Die Souliers würden dennoch wieder in Österreich investiere­n, bekräftige­n sie. Österreich sei erstens immer noch ihre Heimat – und zweitens ein gutes Verkaufsar­gument. Der Schriftzug „Made in Austria“bürge nach wie vor für Qualität und öffne überall auf der Welt Türen. „Würden wir ab morgen in Rumänien produziere­n“, so Soulier, „dann wären ein paar Kunden schnell weg.“

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[ Michele Pauty] Seit die digitalen Helfer bei Maplan mitarbeite­n, spart sich das Unternehme­n Fehler und Zeit.

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