Die Presse

Die Telekom GmbH ist Geschichte, oder nicht?

Der mexikanisc­he Eigentümer stoppt die Pläne zur Umwandlung der A1 in eine GmbH – zumindest vorerst. „Wir freuen uns euch mitteilen zu können, dass diese Pläne laut Carlos Moreno gestoppt sind.“

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Das schöne Herbstwett­er wird es nicht gewesen sein, das Carlos Garc´ıa Moreno dieser Tage nach Wien gelockt hat. Der Finanzvors­tand der America´ Movil´ reiste kurzfristi­g aus Mexiko City an, um sich selbst ein Bild zu machen, warum bei der österreich­ischen Tochter, der Telekom Austria, schon wieder die Fetzen fliegen.

Wie „Die Presse“berichtete, ringen Management, Betriebsra­t und Aufsichtsr­äte um die künftige Organisati­on des teilstaatl­ichen Unternehme­ns. Der mexikanisc­he Eigentümer wünscht demnach eine Umwandlung der acht Telekom-Töchter von Aktiengese­llschaften in weisungsge­bundene GmbH. Beobachter sehen darin eine Entmachtun­g der Österreich-Tochter A1 sowie deren bisher weisungsfr­ei agierender Chefin, Margarethe Schramböck, die zuletzt wiederholt mit Telekom-Chef Alejandro Plater zusammenge­kracht ist. Auch der Betriebsra­t der Österreich-Tochter lief gegen die Pläne Sturm – und hatte damit scheinbar Erfolg: Am Mittwoch versandte der Zentralbet­riebsrat des Unternehme­ns eine Jubelmeldu­ng an alle A1-Mitarbeite­r, die auch der „Presse“vorliegt.

Moreno, der stellvertr­etende Präsident des Telekom-Aufsichtsr­ats, sei in „emotionale­n und intensiven Gesprächen“von den Argumenten der Gewerkscha­ft überzeugt worden. Der Betriebsra­t stützt sich dabei vor allem auf § 70 im Aktiengese­tz, der den Vorstand einer AG verpflicht­et, die Steuerung des Unternehme­ns neben betriebswi­rtschaftli­chen Aspekten auch an öffentlich­en Interessen sowie an Interessen der Beschäftig­ten auszuricht­en. Diese Pflicht gebe es nach der Umwandlung in eine GmbH nicht mehr. „Somit freuen wir uns euch mitteilen zu können, dass diese Pläne laut Carlos Moreno gestoppt sind“, schließen die A1-Betriebsrä­te Walter Hotz und Werner Luksch.

War die Aufregung also umsonst? Hat es wirklich gereicht, dem Finanzchef der America´ Movil´ ein paar Paragrafen zu zeigen, um die Umstruktur­ierung abzublasen? Auf Nachfrage der „Presse“relativier­t Hotz die Eu- phorie des Briefes etwas. „Es ist vorerst gestoppt“, bestätigt er. Eine endgültige Entscheidu­ng bedeute das allerdings nicht.

Wirkliche Klärung dürfte erst die kurzfristi­g anberaumte Aufsichtsr­atssitzung bringen. Große Hoffnungen auf eine schnelle Lösung macht sich Walter Hotz nicht. Die Sitzung werde frühestens in zwei Wochen stattfinde­n können, da alle Kapitalver­treter dabei sein wollten. Die mexikanisc­he Ameri-´ ca Movil´ hält die Mehrheit an dem Unternehme­n, ist durch einen Syndikatsv­ertrag mit der Republik Österreich jedoch daran gebunden, wichtige Entscheidu­ngen gemeinsam mit der Minderheit­saktionäri­n zu treffen.

Die Staatshold­ing Öbib hat sich bis dato noch nicht geoutet, wie sie – respektive Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling – zu dem Thema steht. Darum hält auch Betriebsra­t Hotz seinen Jubel gegenüber der Presse lieber zurück: „Bis die Entscheidu­ng im Aufsichtsr­at gefallen ist, bleibe ich skeptisch, dass alles wirklich so kommt, wie es jetzt gesagt wird.“

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