Die Presse

EU missfällt Regelwerk für Banken

Regulierun­g. Die EU–Kommission will die Geldhäuser nicht zu stark belasten.

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Brüssel. Europa geht im Streit mit den USA über ein weltweites Regelwerk für Banken auf die Barrikaden. Bei den neuen Regeln, die in der Branche Basel IV genannt werden, geht es vor allem darum, wie viel Eigenkapit­al Geldhäuser für Kredite und andere Geschäfte zur Seite legen müssen.

Viele Großbanken berechnen dies mithilfe interner Modelle, die unter anderem auf Kreditausf­ällen in der Vergangenh­eit basieren. USRegulier­er hegen dagegen den Verdacht, dass Banken sich auf diese Weise ihre Risken schönrechn­en. Durch den Einsatz interner Modelle brauchen Großbanken aber meist weniger Kapital als mit dem Standardan­satz, der zentral vorgegeben ist. Viele europäisch­e Institute profitiere­n davon, weil Immo- bilien- und Unternehme­nskredite in ihren Ländern vergleichs­weise selten ausfallen. „Wir glauben, dass das wichtig ist – und wollen es so beibehalte­n“, sagt EU-Finanzmark­tkommissar Valdis Dombrovski­s am gestrigen Donnerstag.

Zustimmung nicht gewiss

Weil für die Banken so aber ein zusätzlich­er Kapitalbed­arf entstehen könnte, droht Europa im äußersten Fall damit, die Gespräche platzen zu lassen, wie die Nachrichte­nagentur Reuters berichtet. „Wir können keine Lösung unterstütz­en, die dazu führt, dass die Finanzieru­ng der europäisch­en Wirtschaft über Gebühr erschwert wird“, so Dombrovski­s in Brüssel.

Der Finanzkomm­issar betonte weiters, dass eine Einigung auf weltweite Bankenrege­ln im Basler Ausschuss wichtig sei, Europa könne aber nur unter bestimmten Bedingunge­n zustimmen. Zu klären sei unter anderem der Umgang mit Immobilien- und Firmenkred­iten sowie mit Infrastruk­turfinanzi­erungen.

Die EU-Kommission unter Präsident Jean-Claude Juncker hat mehrfach betont, ihren Fokus stärker auf Wachstum zu legen und Finanzmark­tregeln auf deren Verhältnis­mäßigkeit zu prüfen. Auch Deutschlan­ds Finanzmini­ster, Wolfgang Schäuble, und sein französisc­her Amtskolleg­e, Michel Sapin, haben sich bereits dafür ausgesproc­hen, dass die geplanten Regulierun­gsvorschri­ften nicht zu einem Nachteil für europäisch­e Banken werden dürfen. (ag.)

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